Denn alles auf diesem Album ist von einer kühlen Strenge gekennzeichnet, Alicia Keys‘ Stimme ganz auf Linie konzentriert, fast ohne Koloraturen, alles im Dienste der Songs.
Und die Produktion von Ehemann Swizz Beatz tut ihr Übriges, der alles auf die Essenz reduziert, urban Beats mit viel Luft dazwischen, keine Überfrachtung nirgends. So wird „Pawn It All“ zum modernen und gleichzeitig klassisch wirkenden Blues-Stomper. Oder, mit der schönste Song hier, „She Don’t Really Care“: Auf einem sauber abgenagtem Beat weht von weit her eine G-Funk Keyboardlinie daher, bevor ein Vibraphonsolo den abschließenden Rap untermalt, ein Song, wie hereingeweht von den New Yorker Straßen in einer heißen Sommernacht. Im Gegensatz zu den zahllosen Retro-Soul Diven hat Alicia Keys zudem ihre Grundierung in der Gegenwart.
Die ist reich an sozialkritischen Themen: Polizeigewalt, Drogenopfer, Umweltzerstörung, man kennt das von Marvin Gayes Meisterwerken aus den 70ern oder Kendrick Lamar in der Gegenwart, auf „Here“ ist jeder Song ein Statement. Ein Meisterwerk des Minimalismus dann auch „Ilusion of Bliss“: Ein Start-Stop Beat, eine schmurgelnde Hammondorgel, ein dezentes Fender Rhodes und Alicia Keys‘ Stimme, mehr braucht es nicht. \ Karl Koch
(RCA/Sony)
Bewertung der redaktion
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