Vielen ist es nicht bekannt, aber Selbsthilfe wird von rund jedem zehnten Erwachsenen wahrgenommen. Und seit Corona sind die Anfragen stark angestiegen. Es geht zum einen um Themen wie Einsamkeit und Psyche, Migration oder Sucht, Gesundheit oder Tod. Selbsthilfe kann im Anschluss an eine Therapie weitergeführt werden oder vor einer Therapie der erste Anlaufpunkt sein.
In NRW gibt es weit mehr als 10.000 Selbsthilfegruppen. Sie entstehen, weil Menschen aus eigener Kraft und zusammen mit anderen ihre Lebenssituation verbessern wollen. Eine Selbsthilfe ist das, was der Name schon sagt: Sich selbst, ohne therapeutische Betreuung, aber mit Hilfe anderer aus einer Krise zu bringen. Auslöser kann ein Schicksalsschlag sein, eine Krankheit oder ein Sich-Nicht-Mehr-Zurrechtfinden. Das Engagement in einer Selbsthilfegruppe hilft vielen Menschen, die seelischen und sozialen Folgen einer Krankheit zu überwinden. In Selbsthilfegruppen teilen Menschen ihre Probleme und versuchen gemeinsam für sie passende Lösungen zu finden. Sich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen oder eine Gruppe zu gründen, ist nicht kompliziert. Hier kann vor allen die Akis helfen.
Seit 1985 gibt es die Aachener Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe (Akis). Koordiniert wird diese von Pia van Buggenum-Sonnen. Sie informiert und berät zu Selbsthilfegruppen in der Städteregion Aachen. Hier gibt es rund 250 aktive Selbsthilfegruppen, knapp 30 Gruppen pro Woche treffen sich in der VHS. Man kooperiert seit 2007 mit dem Selbsthilfebüro des Sozialpsychiatrischen Dienstes des Gesundheitsamtes der Städteregion Aachen. So werden passende Selbsthilfegruppen an Menschen, die sich in einer Problemsituation befinden oder an einer körperlichen oder seelischen Erkrankung leiden, vermittelt. In der Gruppe können sie persönliche Erfahrungen, wertvolle Informationen und praktische Tipps austauschen. Die Akis und das Selbsthilfebüro unterstützen auch bei der Neugründung von Selbsthilfegruppen oder begleiten sie bei inhaltlichen oder organisatorischen Fragen. Der Besuch von Selbsthilfegruppen ist kostenfrei. Dass die Akis in Aachen an die VHS angedockt ist, hat viele positive Einflüsse auf die Betreuung der Teilnehmenden. Hier ist ein geschützter Raum, das Angebot ist maximal niedrigschwellig. Wen interessiert es schon, ob man an einem Sprachkurs oder eben an einer Selbsthilfegruppe teilnimmt. „Obwohl Selbsthilfe nicht geleitet ist, hat doch jede Gruppe einen Kümmerer, einen In-Gang-Setzer oder einen Moderator. Es gibt klare Regeln und Strukturen, die sich die Gruppen selber machen können. Struktur hilft hier immer.“ Buggenum-Sonnen besucht – wenn sie eingeladen wird – gerne die Gruppen, schaut sich die Fortschritte an, schaut, wo man die Selbsthilfe noch verbessern kann. Es werden Gruppen für unterschiedliche Altersgruppen gebildet, jetzt nimmt man sich der Selbsthilfe bei Menschen mit Migrationshintergrund an. „Hier ist die erste Barriere die Sprache. Zwar haben wir in einigen Gruppen Personen mit Migrationshintergrund, wenn man sich aber nicht auf seiner Muttersprache austauschen kann, wird es oft schwierig.“ Auch seien manche Kulturen nicht offen genug, sich für sensible Themen wie Sucht und Krankheit zu öffen. Den Startschuss macht die Ausstellung „Selbsthilfe und Migration“ (mehr Infos siehe Seite 35).
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Selbsthilfe in der Städteregion /Akis
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