„Der Geuchterhof hat eine bewegte Zeit hinter sich. Meine Familie bewirtschaftet den Hof jetzt in vierter Generation: seit dem Jahr 1916. 1923 ist zum Beispiel ein Teil abgebrannt, als sich Heu selbst entzündet hat. Sehr viel ist auch im Krieg zerstört worden, da der Hof direkt am Westwall liegt. Das Haupthaus hat einen Volltreffer abbekommen – da konnte man vom Keller bis ins Dach schauen. Die ganze Familie wurde verschüttet, aber es ist keinem etwas passiert. Mein Großvater Kasper wurde quer über den Hof geschleudert, er blieb aber zum Glück unverletzt. Meine Großmutter Josefine konnte sich aus dem Schutt befreien, die Kinder ebenfalls. Davon haben sie oft erzählt.
Für mich war der Geuchterhof als kleines Kind natürlich der perfekte Abenteuerspielplatz: Hinter dem Hof gibt es einen Weiher, wir haben ein Floß gebaut, da waren wir nur auf dem Wasser unterwegs. Und in den Bäumen! Als ich dann mit dem Traktor übers Feld fahren konnte, wurde es auch für meinen Vater Ernst interessant. Wir haben immer viel gearbeitet und wenig Urlaub gemacht, da die Haupterntezeit nun mal in den Sommerferien liegt und vom Wetter abhängig ist. Aber ich habe das nie als Belastung empfunden. Gemeinsam die Ernte einzufahren, um davon als Familie leben zu können, das war immer eine besondere Erfahrung.
Nach dem Abitur habe ich in Bonn Landwirtschaft studiert, dann aber mit einem Freund eine EDV-Firma gegründet und zehn Jahre lang programmiert. Ab 1999 habe ich parallel dazu gemeinsam mit meinem Vater den Betrieb geführt – beides war allerdings schnell zu viel. Als meine Großmutter 2009 im Alter von 97 Jahren verstarb, haben wir den ganzen Hof in Eigenleistung umgebaut und ich musste schweren Herzens entscheiden, meine Firma zu verlassen. Seitdem bin ich wieder hauptberuflich Landwirt und lebe hier mit meiner Familie. Mein Vater ist 2010 nach Kohlscheid gezogen – mit seinen 80 Jahren ist er aber immer noch fast jeden Tag hier.
Die Landwirtschaft hat sich im Laufe der Zeit massiv verändert und ist heute ein schwieriges Geschäft. Als mein Urgroßvater Gabriel hierher kam, sind noch alle zehn Kinder in die Landwirtschaft gegangen. Die meisten Kinder der Nachfolgegeneration ebenfalls, zum Teil auch hier in der Region, etwa in Richterich und Orsbach. In meiner Generation arbeiten nur noch ein entfernter Vetter und ich in der Landwirtschaft. Wie es um meine Nachfolge bestellt sein wird, ist leider noch völlig unklar.
Meine Prämisse ist es, gute, regionale Produkte möglichst direkt an den Kunden zu verkaufen. Über diese kurzen Wege können wir punkten. Wir bauen Weizen an, Gerste, Hafer, Ackerbohnen, Zuckerrüben und Kartoffeln. Ich probiere jedes Jahr eine neue Kartoffelsorte aus, aktuell die rotschaligen. Täglich beliefern wir auch unsere Kartoffelkisten, die es mittlerweile an fünf Standorten gibt: bei uns vorm Hof, gegenüber der Schule in Horbach, im Banker Wohngebiet, in Vetschau und seit einem halben Jahr auch im Aachener Süden am Eberburgweg. Ich habe zwar mal Standorte schließen müssen, aber insgesamt sehe ich in der Kundennähe eine Zukunft für die Landwirtschaft.“ \ an
Kartoffelkisten Geuchterhof in Aachen
Eberburgweg 2 / Geuchter Weg 75 / Karl-Friedrich-Straße 96 / Oberdorfstraße, gegenüber der Schule
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