Von Kira Wirtz
Mal was abgeben an die Menschen, etwas tun für die Region. Klingt nach einem modernen Märchen. Ist aber mit Glo’Art Wirklichkeit geworden. Rund 40 Minuten von Aachen entfernt,10 Minuten von maastricht im belgischen Ort Lanaken, hat ein niederländischer Unternehmer zunächst im eigenen Garten, mittlerweile in einem riesigen Park, ein Förderprogramm für talentierte Künstler und ein Ausflugsziel im Dreiländereck erschaffen.
50 Jahre hat der 80-jährige Willy Gilissen Textilien im großen Stil an- und verkauft. Mit großem Geschick und einer guten Nase fürs Geschäft hat er damit ein Vermögen gemacht. 2009 kam dann die Pension, aber kein Ende der Arbeit. Es war vielmehr ein neues Kapitel, das er aufschlug.
„Ich wollte gerne junge Künstler sponsern, die wenig verdienen, noch unbekannt sind oder auf dem Sprung in die Bekanntheit“, sagt der Geschäftsmann. Und so investierte er eine Teil seines Vermögens in eine von ihm gegründete Stiftung, die sich zur Förderung junger Künstler einsetzt. Mit einem Team wählte er Künstler aus, ließ sie aus aller Welt einfliegen, sorgte einen Monat für Unterkunft, Kost und Logis und ließ sie für einen Monat in Arbeitsgruppen in von ihm zur Verfügung gestellten Ateliers arbeiten, um später ihre Werke auszustellen. Mit extrem gutem Gespür hat er mit seinem Team seit 2013 über 300 Talente aus 60 Ländern nach Lanaken geholt, die bereits über 1.500 Arbeiten erschaffen haben. Der Deal: Die Werke, die während des Aufenthalts gefertigt wurden, werden nicht verkauft, sondern im Kunstpark ausgestellt.
In diesem Jahr hat eine Fachjury erstmals einige Arbeiten ausgewählt, die in einer Pop-Up Galerie in Maastricht verkauft werden. Nicht, um privat Gewinne zu erzielen, sondern um die nächste Runde junger Talent zu finanzieren. Bisher kamen viele von ihne von weit her, zukünftig sollen auch vermehrt Künstler aus der Region an dem Projekt teilnehmen. „Wir mussten hier erst einmal eine Substanz aufbauen, uns irgendwie beweisen“, erklärt Gilissen das Vorgehen. Immerhin ist sein Projekt neu und anders. Und neu und anders findet nicht immer direkt überall Anklang. Was über die Jahre entstanden ist, ist eine Mischung aus Museum, Forum, Eventlocation und Galerie. Ein moderner Ansatz, der bei manchen erst Mal für Irritation sorgt. Vollkommen zu unrecht!
Unterschiedliche Galerien, mittlerweile sieben an der Zahl, liegen verstreut im Park, Arbeitsräume mit Glasfronten, eine große Lobby und ein Pavillon, in dem man inmitten von Kunst auch feiern kann, zählen neben den vielen Wegen durch den Park zu den Ausstellungsflächen. Hier und da plätschert ein Bach, aus versteckten Boxen tönt Musik. 10.000 LED-Lämpchen wurden installiert, damit man die Kunst, die draußen präsentiert ist, auch im Dunkeln sehen kann. Das Glas der Ausstellungskästen ist natürlich UV-geschützt, damit die Gemälde, Fotografien und Skulpturen nicht von der Sonne geschädigt werden. Der ursprüngliche Wald wurde ebenfalls erhalten, lediglich durch den Baumbestand schlängeln sich die Kieswege vorbei an der Kunst. Wem der Fußweg durch die 3,5 Hektar zu weit ist, kann mit einem Golfwagen das Areal erkunden. Rechts und links immer umgeben mit unterschiedlicher Kunst. Und sicher, man muss nicht alles mögen, aber bei der Menge an unterschiedlichen Objekten ist bestimmt für jeden etwas dabei, das bewegt.
Dem Dorf Lanaken traut man diesen Installations-Wahnsinn samt der wirklich vielfältigen Kunst gar nicht zu. Sogar vor dem Eingang hält sich Glo’Art noch dezent zurück. Angeben will man hier nicht mit Kunst und Künstlern. Das Projekt ist zur Förderung der jungen Künstler gedacht und nicht zum Befüllen der eigenen Taschen.
Seit sieben Jahren Teil des Teams um Willy Gilissen ist Art Diretor Zoë Schoonbrood. Für sie ist Glo’Art eine Art wahr gewordener Traum. „Wo sonst trifft man auf eine Vielzahl von so unterschiedlichen talentierten Künstlern, kann sie selber aussuchen und während des Aufenthalts die Entstehung der Werke begleiten.“ Zu jedem Werk kennt sie die Geschichte, erläutert die Herangehensweise der Kunst, erklärt Konträres und beschert auch skeptischen Besuchern AHA-Erlebnisse. \
Glo’Art
Van Kerckemstraat 24/2
3620 Neerharen/ Lanaken
Kurz vor Weihnachten schließt der Park. Glo’Art Lanaken ist ab 1 März 2020 wieder geöffnet
Am Rande
Arts in Residence Program
Seit 2013 teilen jeden Monat eine Gruppe von bis zu 10 Künstlern ihren Wohn- und Arbeitsort.
Das Alter reicht von 21-75 Jahren. Vom Visum bis zum Material wird sich um alles gekümmert.
Besuch
GLO’ART ist immer sonntags von 12-18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 10 Euro. Beinhaltet ist dann auch eine geführte Tour mit maximal 15 Personen, zu der man sich vor Ort anmelden kann. Ab einer Besuchergruppe von 15 Leuten. Direkt vor der Türe wird es schwer zu parken, da sich Glo’Art in einem Wohngebiet befindet. Vom benachbarten Parkplatz fährt ein Shuttlebus.
POP-UP GALLERY
Nieuwstraat 13
6211 CR Maastricht
Öffnungszeiten:
Donnerstag 12-21 Uhr; Fr-So 12-18 Uhr
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