„Jedermann“ ist einDramades österreichischen SchriftstellersHugo von Hofmannsthal, das am 1. Dezember 1911 in Berlin uraufgeführt wurde. Es gilt als eines der populärsten Theaterstücke des 20. Jahrhunderts. Der vollständige Titel des Werks lautet „Jedermann. Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes“ und ist dem spätmittelalterlichenMysterienspielnachempfunden. Wie es der Name schon verrät, steht im Zentrum der Tragödie steht der „Jedermann“, der kurz vor seinem Tod sein ausschweifendes Leben bereut, vor Gottes Gericht geführt wird und dadurch erkennt, dass alle materiellen Güter vergänglich sind. Eingebettet hat der Regisseur Alexander Ritter diese Geschichte in ein buntes Szenario, das perfekt in die Manege eines Zirkus passt.
Knallige Farben, bauschige Röcke, bunte Calaveras (Schädel) und Calacas (Skelette). Sogar ein Karren wird über die Bühne gezogen. Hier wird der Tag der Toten, der mexikanische Brauch, der Día de Muertos, eine Feier des Lebens und des Todes, in ein Schauspiel aus dem letzten Jahrhundert gebettet. Aber auch dem Zirkus, in dem Jedermann (Merten Schroedter) bevor es für ihn bergab geht, die Puppen im wahrsten Sinne nach seiner Pfeife tanzen lässt, wird durch das Direktor-Outfit der Hauptperson gehuldigt. Sein Gegenspieler ist ein unglaublich starker Stephan Weiglin, der im letzten Jahr bereits als Dan Aykroyd auf der Zeltbühne des Grenzlandtheaters stand. Jetzt – grandios geschminkt und in Leder gehüllt – tänzelt er mit sibernem Sombrero durch die Manege und schließt damit wieder den Kreis zum Zirkusdirektor. Die Iszenierung schafft es, historische und traditionelle Kulturgeschichte aus zwei Welten aufzugreifen und ins Heute zu transferieren.
Einzig die Sprache hat den Zuschauer immer wieder daran erinnert, wie alt der ursprüngliche Stoff doch ist und hier und da zur Irritation geführt, aber auch für begeisterten Zwischenapplaus gesorgt. Das Premierenpublikum war aus dem Häuschen, feierte im Biergarten noch die Darsteller, genoss Popcorn und Würstchen. Und der ein oder andere betrauerte bereits, dass es im kommenden Jahr kein Theaterzelt des Grenzlandtheater geben wird. Also: Wer das erleben will, sollte sich jetzt noch ein Ticket für diese Spielzeit sichern. \ kw
3., 5., 8., 9., 11., 12.+13.6.
„Jedermann. Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes“
20 Uhr, Theaterzelt an der 100,5 Arena
grenzlandtheater.de
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