Mutig. Das ist das erste Wort, das einfällt bei der Inszenierung von Alexander Ritter am Grenzlandtheater. Es geht um Glauben, Liebe, die Suche nach Wahrheit. Im Mittelpunkt der Patriarch, der seine Töchter verstößt und selbst zum Ausgestoßenen wird. Aber das wäre zu leicht gesagt. Die Geschichte und auch die Darstellung der Schauspieler ist so viel vielschichtiger. Es geht um ein Leben zwischen Moderne und Tradition, Akzeptanz und Aufbegehren, Liebe und gesundem Egoismus. Aber von Anfang: Wir lernen eine Familie kennen.
Einen Vater, der seine beiden Töchter alleine aufzieht, da seine Frau, die er schmerzlich vermisst, starb. Er hat sich hochgearbeitet, verfügt über ein Taxi-Imperium, jede Menge Geld und viel Liebe für seine Töchter. Die Beiden sind fast erwachsen, modisch gekleidet, wohnen noch zu Hause, sind aber auf dem Sprung in das eigene Leben. Eine träumt von einer jungfräulichen Hochzeit, eine vom eigenständigen Leben, dass sie mit dem Verfassen von Büchern finanzieren will. Marwish, die jüngere der Beiden, (Zeynep Topal) drängt ihre Schwester doch bitte schnell einen Ehemann zu finden, damit auch sie heiraten kann. Doch Zarina (Janine D´Aragona) hat dazu wenig Lust. Vor einigen Jahren hatte sie die Liebe gefunden.
Nur leider eine mit dem falschen, nicht muslimischen Glauben. Und da wird klar, so modern die beiden Frauen und ihr Vater wirken, hinter den schweren Vorhängen ihrer Wohnung verbirgt sich ein uralter, festgefahrener Gedanke. Dabei beginnt es so lustig: Der Vater (Peter Mustafa Daniels) sucht einen Mann für seine Tochter Zarina. Deshalb gibt er sich aufder Homepage muslimlove.comeinfach als diese aus und bittet dann die Herren zum Date, um ihnen ordentlich auf den Zahn zu fühlen. Eli (Marcus Krone) schein ein passender Kandidat zu sein. Ist dieser cringe Moment erst mal überwunden arbeitet sich Eli in Zarinas und des Zuschauers Herz. Der Konvertit steht zu ihr, als sie ihre feministischen Ansichten an die Religion und das Anzweifeln ihres Propheten in einem Buch veröffentlicht. Dann wird es laut, es wird geschrien, geweint. Schleier fallen. Andere entstehen. Das Publikum fiebert mit. Am Ende siegt die Liebe und wird belohnt mit Applaus. \kw
bis 13.6.
„The Who and the What“
20 Uhr, diverse Orte, Städteregion
grenzlandtheater.de
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