Sommerzeit gleich Musicalzeit im Das Da Theater. Wobei vielen Besuchern in diesem Jahr auch die Filmvorlage bekannt sein könnte. Immerhin war „Der kleine Horrorladen“ mit hochkarätigen Darstellern wie Steve Martin, Ellen Greene und Rick Moranis besetzt und sorgte Ende der 80er Jahre für einen regelrechten Horror-Musical-Boom. Ob jetzt Film- oder Musical-Adaption, eine Sache ist gewiss: Es wird schräg!
Willkommen in einem heruntergekommenen Viertel einer Großstadt irgendwo in den USA. Mr. Mushnik hat so ziemlich das mieseste Blumengeschäft der ganzen Stadt. Sein schüchterner Gehilfe Seymour ist verliebt in die Verkäuferin Audrey. Die wiederum will aus dem tristen Leben raus und hofft durch ihre Liaison mit Zahnarzt Orin Scrivello auf einen Ausweg. Dieser hat stark ausgeprägte sadistische Züge und hält sich mit Lachgas bei Laune. So geht es tagein, tagaus, bis Seymour eine niedliche kleine Pflanze für den Laden findet, der er den Namen Audrey II gibt.
Das Geschäft blüht auf, die Pflanze entwickelt einen unglaublichen Hunger auf menschliches Blut und fängt an, mit Seymour zu reden. Und dieser setzt das Gewächs für seine Zwecke ein, um Audreys Freund auf geheimnisvolle Art verschwinden zu lassen. Doch das ist noch lange nicht das Ende der Geschichte und das letzte Menschenopfer … Regisseurin Maren Dupont hat sich bewusst das Musical zum Vorbild genommen. „Und wir haben auch die ins Deutsche übersetzten Songs gewählt, weil diese Teil der Geschichte sind und sie auch inhaltlich vorantreiben“, so Dupont. Und anders als im Film sollen die Charaktere hier nicht vollkommen überspitzt dargestellt werden. „Mir ist es wichtig, darzustellen, wie weit ein Mensch gehen würde für Macht, Anerkennung und Liebe.“
Für sie sind Seymour und Audrey Opfer der Umstände, Opfer ihres rauen Milieus, dem sie entkommen wollen. Dennoch bleibt die Geschichte komödiantisch, aber eben nicht auf Kosten der Figuren. Generell wird es etwas rauer als in der Filmvorlage: Die Straßenfassade erinnert an einen Hinterhof mit Gangster-Charme, die Kostüme sind mit Kapuzenpulli und spitzen Pumps heutig. Das Stück spielt im Jetzt. „Die Moral der Geschichte ist zeitlos“, wirft Dupont ein und hüllt das Musical durch drei Sängerinnen, die wie eine Art Musen-Göttinnen durch die Geschichte führen, sie eröffnen und den Zuschauer warnen, ihn ansprechen und moralisch unterstützen, in einen Rahmen ein. Die Musik des Komponisten Alan Menken ist eine rockige Popmusik mit schwarzen Klängen.
„Aber vor allem ist sie extrem berührend und klug geschrieben“, so Dupont. Der Musikalische Leiter Christoph Eisenburger hat die Stücke arrangiert und befüllt sie nun mit Leben. Live werden die Darsteller dann jeden Abend von der vierköpfigen Band begleitet. Und apropos Darsteller: Zehn Sängerinnen und Sänger, dabei sieben aus dem Ensemble, drei Gäste – einer sogar aus Schweden – sowie mehrere Statisten. Jetzt geht es bei den Proben darum, die vielen Stimmen, die Band, das Puppenspiel, durch das der riesigen Pflanze Leben eingehaucht wird und das Schauspiel unter einen Hut – oder noch besser – in eine Harmonie zu bringen.
„Und ich bin mir ziemlich sicher, wir schaffen alles, was wir wollen.“ Und im Juni können sich die Zuschauer selbst davon überzeugen, wie eine kleine süße Pflanze Kapitalismus, Populismus, wenn nicht sogar das ganze Böse dieser Welt verkörpert und dabei singt, dass man vor Begeisterung Gänsehaut bekommt. Ach, endlich wieder Sommer, endlich wieder Musical auf Burg Wilhelmstein.
6.-30.6.
„Der kleine Horrorladen“
Do-So 20 Uhr, Burg Wilhelmstein, Würselen
dasda.de
Inszenierung:Maren Dupont
Dramaturgie: Tom Hirtz
Musikalische Leitung: Christoph Eisenburger
Choreografie: Eveline Gorter
Bühnenbild, Kostüm: Frank Rommerskirchen
Darsteller: Tobias Steffen, Carina Krämer, Maico Claßen, Timo Aust, Nina Rehn, Celina Höbel,Johanna Kuhlmann, Mathias Boeryd, Dennis Papst, Sammy-Jo WooleyBand: Christoph Eisenburger, Tom Schreyer, Lea Lingen, Lukas Dahle
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