New York. Ein Park. Eine Bank. Ein Mann. Italo-Amerikaner Ralph lebt nach dem Tod seiner Frau mit seiner Schwester Rose im gemeinsamen Alltagstrott. Erst als er es wagt seine Spazierroute zu ändern, trifft er die verhaltene Carol, die der Mitsiebziger mit selbstsicherem Charme sofort für sich gewinnen will. „Sie singen viel“, stellt Carol früh fest und so ist es auch. Als Opernliebhaber schwelgt Ralph seinem Jugendtraum hinterher, ein Stern am Opernhimmel zu werden. Doch die Liebelei entpuppt sich als kompliziert. Leben und Liebe haben bei Ralph, Carol und Rose Spuren hinterlassen und so trägt jeder Charakter des Drei-Gestirns sein ganz eigenes Päckchen. Auch die zauberhafte Carol hütet Geheimnisse.
Erwin Geisler und Uta-Maria Schütze sind Ralph und Carol, die dem Publikum mit ihrem authentischen Spiel die Tragikomik der späten Liebe darlegen. Geisler spielt mit einer nonchalanten Possierlichkeit und fängt DiPietros lässigen Humor ein. „Ich würde mich auch hinknien, aber wer weiß, ob ich wieder hochkomme.“ Uta-Maria Schütze gleicht in ihrem Auftreten einer gereiften Romy Schneider und steht im Kontrast zu Jutta Schmidt, die Rose mit herrlicher italienischer Bissigkeit mimt. Und dann ist da noch Ralphs Alter Ego, der wie ein Geist als Blick in die Vergangenheit durch das Stück wandelt und aus den großen Opern vorsingt. Ralphs junges Pendent, gespielt und glänzend gesungen von Maximilian Krumm, schleicht durch das Stück wie ein bittersüßer Gedanke an das Was-wäre-wenn.
In seinem Heimatland den USA kassierte der Bühnenautor Joe DiPietro mit seinen Off-Broadway und Musical-Stücken Tony Awards und zahlreiche Nominierungen ein. Nach der Uraufführung 2008 in Amerika, verzaubert die gelungene „Noch einmal verliebt“-Inszenierung von Stefanie Stroebele im Einklang mit der überzeugenden Kulisse von Pascale Arndtz nun auch in Deutschland. Regie, Bühnenbild und Stück präsentieren das echte Leben, das lustig und traurig sein kann. Das Wechselspiel von Komödie und Operngesang ergreift und lässt keinen Zweifel daran, dass die Tragik des Verlustes, des Unmöglichen und Verdrängten im Alter immer noch präsent ist. Denn was das Stück gleichermaßen komisch wie schwermütig macht ist die Vergangenheit, die verblichene Zeit. „Man denkt, man hat alle Zeit der Welt und plötzlich ist sie um“ trifft hier auf „Das ist mir das letzte Mal passiert als ich ein Teenager war.“ DiPietros Stück handelt von der Suche nach Zweisamkeit und dem gemeinsam auf der Bank sitzen, wenn das Leben anders als einst geplant wurde. Am Ende ist die Liebe am Lebensabend wie in der Oper. „Die Liebenden wollen verliebt sein, aber das ist gar nicht so einfach. Das Leben kommt immer dazwischen.“ Egal, wie schwermütig dies klingen mag, mit einschlägiger Situationskomik, Witz und sarkastischer Leichtigkeit ist DiPietros Interpretation vom Lebensabend aufregend verrückt. /// Sabine Hausmann
17.4. bis 1.6.
„Noch einmal verliebt“
20 Uhr, Grenzlandtheater, Aachen
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