Die Oper Arabella war die letzte Zusammenarbeit zwischen Richard Strauß und seinem Librettisten Hugo von Hofmannsthal. Arabella und Zdenka sind die Töchter einer Adelsfamilie, deren Oberhaupt ihr Vermögen verzockt hat. Arabella soll die Familie retten, indem sie einen reichen Bewerber heiratet. Zdenka muss sich als Junge ausgeben, da kein Geld für eine zweite Mitgift übrig ist. Doch Arabella will sich nicht zwischen ihren Bewerbern entscheiden; sie wartet auf den Richtigen. Ihre Schwester, die unter ihrer Jungenrolle leidet, verliebt sich derweil in Matteo, einen verzweifelten Verehrer Arabellas. Auf einem Faschingsball, auf dem Arabella ihren Auserwählten bekannt geben soll, trifft sie schließlich den Grundbesitzer Mandryka und beide verlieben sich sofort ineinander. Nach einigem Hin und Her finden die Paare zueinander.
Diese operettenhaft anmutende Geschichte inszeniert Ludger Engels in einer unaufdringlichen und pointierten Art und Weise, die sich auf den eigentlich wichtigsten Aspekt konzentriert, nämlich auf die Gegensätze zwischen dekadenter Wiener Feier-Gesellschaft und das grundsolide Leben der ländlichen Bevölkerung. Wie die Familie als schützender Rahmen zerbricht und die beiden Schwestern sich eng einander zuwenden, um zumindest ein Mindestmaß an Sicherheit zu finden, zeigt Engels plastisch auf. Und auch Arabellas Sehnsucht nach anderen Lebensumständen – gerade von den ernsten Augen Mandrykas träumt sie – und Zdenkas Zerissenheit in ihrer aufgezwungenen Jungenrolle werden in Engels Regiekonzept sehr deutlich gemacht. Vor allem Körpersprache und Mimik lässt er sein exzellentes, gut aufgelegtes Ensemble nutzen, um unterschiedliche Lebensstile und eine teilweise gestörte Selbstwahrnehmung aufzuzeigen. Insgesamt keine spektakuläre, aber sehr durchdachte und angenehm stille Regiearbeit von Ludger Engels, die in einem passend neutralen, zurückhaltendem Bühnenraum spielt (Ric Schachtebeck). Auch die Kostüme (Britta Leonhardt) passten gut ins Gesamtkonzept. Allerdings wundert man sich über die Kostüme der Arabella (Irina Popova); da kam mehr als ein Lacher im Publikum auf.
Musikalisch schwankt Richard Strauß’ Oper zwischen Operettenseligkeit und großem Drama. Das Sinfonieorchester unter Marcus Bosch meistert die Partitur souverän, auch wenn das Sängerensemble leider zu häufig überdeckt wird. Strauß Kompositionen können zu einem wahren Klangrausch verleiten; aber es muss nun mal nicht immer fortissimo sein. Star des Abends ist Michaela Maria Mayer, die die äußerst anspruchsvolle Rolle der Zdenka stimmlich und darstellerisch phantastisch meistert. Moritz Gogg ist ein toller Mandryka mit warm timbrierten, exzellent geführtem Bariton. Irina Popovas Arabella rührt an, auch wenn immer wieder ein zu starkes Tremolo in der Stimme stört. Mark Adler und Leila Pfister sind ideal besetzt als Elternpaar. Auch der Rest des Ensembles überzeugte.
7.7. und 15.7.
18 Uhr, Bühne, Theater Aachen
Tickets im Kapuziner Karree
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