Freitag, 26. September, 20.10 Uhr. Rechtsanwalt Adam Barklay ist als Zeuge eines zweifachen Mordfalls bei seinem alten Freund und Chief Inspector John Parker geladen. Zwei Mädchen wurden vergewaltigt und erwürgt. Eigentlich soll Barklay lediglich die Aussage über seinen Fund von einem der Opfer mit einigen Informationen ergänzen, doch Parker wittert Widersprüche und tiefsitzende Geheimnisse bei seinem hochmütigen Gegenüber. Als Barklays junge Frau sich auch noch gegen den eigenen Ehemann ausspricht, wird der Hauptzeuge zum Mordverdächtigen.
„Brainwash“ lautete der 1979 veröffentlichte Kriminalroman von Autor und Ex-Polizist John Wainwright. Bereits zwei Jahre später wurde er von den Drehbuchautoren und Regisseuren Michel Audiard und Claude Miller unter anderem mit Romy Schneider in die französischen Filmstudios verfrachtet. Dass das Skript Bühnenpotential aufzeigte, bewies damals der eher ungewöhnliche Dreh in nahezu chronologischer Reihenfolge der Szenen. Eine Notwendigkeit, um die Schauspieler an ihre eigenen Kopfgrenzen zu bringen, möchte man meinen. Auch im Grenzland nimmt sich das vierköpfige Ensemble unter Regie von Anja Junski den oft opaken Rollen gebührend an: Jana Reiß als scheinbar hartherzige Ehefrau, Philipp Wirz als authentisch hitziger, bisweilen handgreiflicher Sergeant, Christian Ingomar mit seinem starken Spiel als beharrlicher, niemals kapitulierender Inspector. Und dann ist da noch Barklay alias Theo Pfeifer, der die seelischen Extreme seines Charakters überzeugend konfrontiert und schleichend vom profilierten angesehenen Anwalt zum gebrochen-wimmernden Verteidiger seiner Unschuld und seiner stillen Träume von Familienleben und Nähe mutiert.
Kindsmord, Vergewaltigung, Pädophilie. Ohne Frage, ein Bühnenstoff, dessen Thematik an die Nieren geht und bei dem jeder kleiner Lacher, hervorgerufen durch eher saloppen, britischen Schwarzhumor, trocken durch die wachsende Schaurigkeit der Morde erstickt wird. Vor der grauen Steinwand des Befragungsraums mit spartanischem Mobiliar (Bühnenbild: Nicole Royé und Willy Zitzen) wächst das Interesse am Stück hinterrücks mit der zuspitzenden Hitzigkeit der Situation, mit jedem gelüfteten Geheimnishäppchen aus dem Munde Barklays, der nach Parker ein Verdreher, ein „Verwirrungsstifter höchsten Grades“ ist. Doch der Inspector bleibt erbarmungslos, denn „bei Mord gibt es keine Privatsache“, so bieder und festgefahren sie auch sein mag. Wenn auch nicht jedem Zuschauer die Adaption dieser Psychofarce stimmig ist, muss man doch den Hut vor jedem ziehen, der sich an Eddie Cornwells Bühnenfassung von Wainwrights harter Materie der Gehirnwäsche heranwagt. Passend zum Skript sollte man sich aber nicht auf eine investigative Komplettauflösung freuen, sondern auf ein abruptes Ende, dass für den Grübelnden die ein oder andere Frage offen lässt. /// Sabine Hausmann
1., 3. bis 14.3.
„Das Verhör“
20 Uhr, diverse Orte
Karten gibt es KlenkesTicket
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