Es ist komplett dunkel im Saal. Plötzlich flammt das Licht auf und die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler strömen aus verschiedenen Richtungen auf die Bühne, um in eine Art Tanzchoreografie einzusteigen. Diese zeigt bereits, worum es in der kommenden guten Stunde gehen wird: jeder bewegt sich auf seine Art. Wenn der Eine die Arme hebt, senkt der Andere sie. Aber dennoch funktioniert die Figur und die Abläufe passen zueinander; die Jugendlichen verhalten sich anders, eine gemeinsame Bewegung ist aber trotzdem möglich.
In Form einer Theaterprobe folgen Darstellungen unterschiedlicher Situationen, in denen immer eine Sache die Hauptrolle spielt: das Anderssein. Da gibt es Momente, die jedem bei diesem Thema einfallen: Homosexualität zum Beispiel. Wie geht ein junger Mensch damit um, wenn ihm auffällt, dass das andere Geschlecht keine Anziehungskraft ausübt und man damit anders fühlt, als seine Freunde?
Sehr einfühlsam wird auch auf unterschiedliche Hautfarben eingegangen, mit dem Fazit, dass Freunde einen „so lieben, wie man ist“.
Doch auch nicht ganz so offensichtliche Bereiche des Andersseins werden angesprochen: Ob es klug ist, sich ohne die Zustimmung der Eltern ein Tattoo stechen zu lassen, inwiefern die Bildbearbeitungsapp ‚Instagram‘ einen cooler macht seine Bekannten, oder ob man, ohne verliebt zu sein, eine Beziehung eingeht, nur um bei Pärchenabenden dabei sein zu können.
Diese und noch viele weitere Punkte zur Individualität begegnen den Schülern täglich auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden, wodurch Zweifel aufkommen. „Bin ich schon alt genug um so viel Verantwortung zu übernehmen?“ Doch es wird eingelenkt: „Ich freue mich aufs Autofahren!“ Erwachsensein ist ja nicht nur an Pflichten gebunden.
Trotz all der schweren und teils philosophischen Fragen, mit denen sich die Darsteller auseinandersetzten, steht eines am Ende fest: „Ich bin ich, weil ich nicht so bin wie du!“ und das ist gut so.
Unter der Leitung von Swarje Boekhoff, Georg Langen, Thea Schmitz und Christoph Stuhlmann, haben die Schüler im Alter von 12 bis 15 Jahren, ein absolut zeitgemäßes Stück entwickelt, in dessen Figuren sich jeder Zuschauer selbst wiederfinden kann.
Auf dem Heimweg denkt man sich wohl „Morgen probiere ich auch etwas anderes aus, vielleicht wage ich den Schritt zur neuen Haarfarbe? Und wenn ich das nächste Mal jemanden sehe, der irgendwie anders ist, werde ich freundlich grüßen!“ \ sim
3.+20.6.
„My life is a fish“
18 Uhr, Mörgens, Theater Aachen
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