Auf Rollen schießt die Küche durch das riesige Tuchwerk, die böse Königin skatet durch die Halle und wie durch Geisterhand wird das pinke Himmelbett der Prinzessin bewegt. Der Thron des Königs gleitet von rechts nach links und der Koch trommelt im wirren Rhythmus auf seine Töpfe ein.
Ein Märchen für Erwachsene
Dazu brüllt die Prinzessin mit einem wirklich schon etwas zu lauten und dümmlichen Tonfall immer wieder ihre kindische Meinung in die riesige Halle. Der König, eher Marke Duckmaus als großer Herrscher, schreitet in Glitzerjackett über die Spielfläche und die Magd stampft lautstark und äußerst burschikos durch die Szenen. Es ist eben alles ein wenig anders in Rebekka Kricheldorfs Märchen für Erwachsene mit dem Titel „Prinzessin Nicoletta“.
Keine makellosen Adligen
Die Königin ist nämlich gar nicht die Königin, sondern nur die Schwester des Königs. Mona Creutzer spielt die unter enormen Schönheitswahn leidende, hysterisch kichernde und unglaublich intrigante Person äußerst glaubwürdig und belustigend.
Rudi Zins mimt einen König, der weder ein vor Tochterliebe blinder Vater, noch ein durchgreifender Monarch ist. Vielmehr scheint er in einer plakativen Rolle festzustecken. Wunderbar belustigend ist Andrea Klein als dicklich-dümmlicher Prinz, der eher Gefallen an der Schwester des Königs findet, als an dessen Tochter.
Späte Erkenntnis
Und was macht Nicoletta? Vom falschen Apfel essen, sich unendlich in den Koch (Christian Kadenbach) verlieben und noch mehr rumquengeln. Irgendwann in all diesem Durcheinander muss sie sich – einer Intrige des Geschwisterpaares sei Dank – tot stellen und schweigt eine Weile … Erziehung wäre angebracht gewesen“, kommentiert die böse Königin und rollt auf ihren Inlinern davon.
Perfekte Location
Bühnenbild und Kostüme hätten für Stück und Location nicht besser gewählt sein können. Die alten Hallen des Tuchwerks passen perfekt zum Erscheinungsbild eines maroden Königreichs.
Die mobilen Bühnenelemente hätten nirgends soviel Platz für ihren Einsatz. Und auch die viel zu übertriebenen und dennoch nicht recht passenden Kostüme setzten dem Ganzen einen I-Punkt auf. Nach etwas mehr als zwei Stunden findet dann das Märchen zu einem natürlich nicht stereoptypen Ende und jeder Zuschauer ist vermutlich dankbar, keine Nicoletta zu Hause zu haben. \ kw
16., 17., 18., 21., 24., 25 + 30.10.
„Prinzessin Nicoletta“.
20 Uhr, Theater K im Tuchwerk
WEITEREMPFEHLEN