Jeder fällt im Leben Entscheidungen, auf die er nicht stolz ist, die er womöglich sogar bereut. Wie schön wäre es, wenn man die Uhr einfach zurückdrehen könnte, um sein Leben nochmal zu leben. Nur eben besser.
Der erfolgreiche Schriftsteller Thomas Berthold (Wolfgang Mondon) ist verblendet von seinem Ruhm: Er säuft, raucht und hat eine Affaire nach der anderen. Äußerlich ein Dandy im Designeranzug, benimmt er sich vulgär und ungehobelt – wenn er und seine Frau Vera (Kerstin Thielemann) sich nicht anschweigen, motzt er und kommandiert sie herum.
Vera, immer noch schlank und attraktiv, hat es satt für ihn Putzfrau und Köchin zu spielen. Sie lässt sich nicht länger mit Luxus bestechen, um Thomas seine ständigen Entgleisungen zu verzeihen: Sie will nach zwanzig Jahren Ehe endlich die Scheidung. Das Verhältnis zwischen dem Paar ist schon lange -distanziert und wenig herzlich. Es gibt jedoch ein Problem: Sie haben keinen Ehevertrag abgeschlossen – Vera steht also die Hälfte von Thomas’ Vermögen zu.
Mit allen Mitteln
„Du willst die Scheidung doch gar nicht!“, versucht Thomas ihr einzureden, aber Vera ist sich sicher. Das ruft die Anwälte Arlette Wildgruber (Doris Dexl) und Markus Knöser (Harald Schröpfer) auf den Plan, die sich gegenseitig fast noch mehr hassen als die Eheleute. Während Markus seinem Freund Thomas beistehen und den Streit der Eheleute schlichten möchte, will Arlette die Scheidung ihrer Mandantin mit allen Mitteln durchsetzen.
Dabei stellt sie nicht nur forsch Thomas Eignung als Ehemann, sondern auch Markus’ Kompetenz als Anwalt in Frage. Selbst Vera ist mit -ihrer überambitionierten Anwältin überfordert.
Die Situation schaukelt sich auf amüsante Weise hoch – Anwälte und Ehepaar schreien durcheinander –, endet dann jedoch abrupt mit einem unglücklichen Sturz. Die Folge: Thomas liegt mit einer Kopfverletzung im Koma. Als er erwacht, hat er die letzten 20 Jahre vergessen. Er hält sich für Anfang 20, hasst Alkohol und Rauchen, ist Künstler und naiver Idealist, der nicht glauben kann, dass er mit den drittklassigen Kriminalromanen so erfolgreich geworden ist. Und: Er ist unsterblich in Vera verliebt und kann kaum glauben, dass sie ihn geheiratet hat. „Du hast dich wirklich für mich entschieden?“
Noch mehr Spaß
Vera darf ihm wiederum nichts von der geplanten Scheidung sagen, damit er sich nicht aufregt und sich sein Zustand womöglich verschlimmert. Thomas’ Unwissenheit bezüglich seiner zerrütteten Ehe und etlichen historischen Entwicklungen führt zu allerhand komischen Situationen: „Was sind Euro?“
Für noch mehr Spaß sorgen die beiden Anwälte, die währenddessen immer noch versuchen, die Scheidung durchzuziehen bzw. zu vereiteln, und sich dabei schließlich selbst näher kommen.
Schauplatz ist durchweg das spartanisch-modern eingerichtete Wohnzimmer der Bertholds, das später in schönem Kontrast zu Thomas’ naiver Anspruchslosigkeit steht: „Wir hatten einen Innenarchitekten? Wie spießig ist das denn!“
Die Kostüme passen sich hingegen der Stimmung der Figuren an, und werden zum Ende des Stückes immer lockerer.
„Nochmal aber besser“ lebt vom Wortwitz und dem Kontrast zweier Welten, die aufeinanderprallen. Eine kurzweilige, amüsante Inszenierung von Philip Stemann, die vor allem von der Spannung zwischen den Figuren lebt. \ bb
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