Von Jana Halm
„Hölle“, „Hölle“, „Hölle“. Mit diesen Worten werden die Besucher im alten Tuchwerk begrüßt. Es ist dunkel, als das Ensemble trommelnd auf die Bühne kommt. Beleuchtet einzig von Lichterketten und Lampen, die sie am Körper tragen. Manch einer mag bei dem Titel aufstöhnen. Ja, es ist „Biedermann und die Brandstifter“ von Max Frisch. Eine Lektüre, die viele in der Schule gelesen und verflucht haben.
Doch wer denkt, das Stück sei öde und mittlerweile abgegriffen, der irrt gewaltig. Das Bühnenbild ist schlicht gehalten. Ein Podest mit Treppen links und rechts. Hier spielt sich das Leben der Biedermanns ab. Darunter nisten sich später die Brandstifter ein. Etwas abseits zwei große Container, Überbleibsel aus der alten Tuchfabrik, in denen Gottlieb Biedermann (Jochen Deuticke) und seine Frau Babette (Annette Schmidt) sitzen. Das Stück wird in der Retrospektive erzählt. Gottlieb und Babette Biedermann finden sich in der Hölle wieder, was sie überhaupt nicht verstehen.
„Wir haben uns nie etwas zu Schulden kommen lassen“, erklärt Gottlieb Biedermann Mo Go (Mona Creutzer). Max Frisch schrieb sein pessimistisches Werk 1948, während der Machtübernahme des Kommunismus in der Tschechoslowakei. Doch Matthias Fuhrmeister schafft es, die Inszenierung in das Hier und Heute zu holen. Nicht nur, dass das Ensemble eine Tanzeinlage zu Michael Jackson hinlegt, Gottlieb Biedermann ist auch gerne auf Facebook unterwegs. Das Drama wird mal humorvoll, mal sarkastisch, mal diabolisch inszeniert.
Die Story ist schnell erzählt: Der Geschäftsmann Gottlieb Biedermann lässt die beiden Brandstifter Schmitz (Wolfgang Reuter) und Eisenring (Anton Schieffer) auf seinem Dachboden wohnen. „Wir scherzen nicht, wir sind Brandstifter“, gibt Eisenring ohne Umschweife zu. Doch Biedermann verschließt die Augen vor der Gefahr, lädt seine neuen „Freunde“ sogar zum Essen ein, hilft bei der Suche nach der Zündkapsel und gibt ihnen schließlich sogar Streichhölzer. Die Hauptrollen haben bei dem Stück klar die Männer inne. Gottlieb Biedermann wird vom selbstsicheren Geschäftsmann zum kleinlauten Mittäter.
Herr Eisenring ist sehr eloquent – stets in Anzug und Fliege – und augenscheinlich der Strippenzieher. Sein Freund Schmitz dagegen schert sich wenig um Etikette, bringt Biedermann jedoch schnell dazu, ihn bei sich aufzunehmen. Nach viel Applaus verlässt das Publikum schmunzelnd, aber auch nachdenklich das alte Tuchwerk. \
14., 15., 22 + 23.7.
„Biedermann und die Brandstifter“
20 Uhr, Theater K in der Tuchfabrik
KlenkesTicket im Kapuziner Karree
WEITEREMPFEHLEN