Die einen trinken Filterkaffee, die anderen haben eine schicke Senseo-Maschine. Die einen blättern in Magazinen und Büchern, die anderen bekommen ihre Nase kaum über den Rand des Notebook-Bildschirms erhoben. Bei den einen stehen ordentlich Teetassen im Regal, bei den anderen ein Sammelsurium an Weingläsern. Ja, WGs sind unterschiedlich. Und die beiden, die man im Das Da-Theater kennenlernt, könnten unterschiedlicher nicht sein. Das Bühnenbild (Frank Rommerskirchen) ist ungewöhnlich. Von beiden Seiten sitzen die Zuschauer vor der Bühne.
Eine offene Stahlkonstruktion zeigt zwei - von der Aufteilung gleiche - Wohnungen samt dazwischenliegendem Flur. Und in diesen beiden Wohnungen spielt sich der von Tom Hirtz inszenierte Clash of Generations ab. Die Vorlage ist ein Film von Ralf Westhoff aus dem Jahr 2014. Aber wie gemacht scheint das Stück für die Bühne in der Liebigstraße.
Drei junge strebsame Studis, die es nicht erwarten können, in ein geregeltes, erfolgreiches Arbeitsleben einzutreten, auf der einen Seite. Drei in die Jahre und in Geldnot gekommene Ex-Studis, die ihre ehemalige Uni-WG wiederbeleben wollen und das mit viel Wein und Musik auf der anderen Seite. Klar, dass es da schnell zu erstem Nachbarschaftsstress kommt. Während die Oldies (Alexandra Sydow, Igor Schwab und Johannes Stelzhammer) ihre Kisten zum plärrend lauten Song “Paradise City” in die neue Wohnung schleppen und mittags das erste Bier öffnen, rümpfen die drei Studis (Sarah Gadinger, Kristof Ertl und Lara Henneberger) pikiert ihre Nasen, verdrehen die Augen und beschweren sich lauthals.
Verkehrte Welt will man sich fragen? Das amüsante und kurzweilige Stück ist an vielen Stellen natürlich humoristisch überspitzt, aber es liegt auch Schwermut darin. Wohnungen werden teurer, ältere Menschen einsamer. Der Druck auf die junge Generation, was eine gute Ausbildung angeht, immer stärker.
Dennoch lässt Hirtz hier nicht den Zeigefinger walten, sondern schafft mithilfe seiner überzeugenden Darsteller einen schönen Theaterabend mit lauten Lachern, widerlegbaren Vorurteilen und guter Musik. „Wir haben keine Kapazitäten frei. Wir können Euch nicht helfen“, so beginnt die Nachbarschaftsbeziehung mit einer klaren Ansage der Jüngeren. „Die sind seltsam spießig und verspannt“, der erste Eindruck der Best-Ager. Doch hinter den Wohnungstüren hat jeder seine Probleme und schnell wird klar: Wenn sich hier alle zusammentun und die einen was von den anderen lernen und annehmen, kann daraus was werden. Und wenn dann am Ende alle ausgelassen auf den Tischen tanzen, fühlt sich der Zuschauer beschwingt und glücklich. So soll es doch sein im Theater! // Kira Wirtz 5.-29.1.2023 (Do-So) „Wir sind die Neuen“ 20 Uhr (So 18 Uhr), Das Da-Theater
WEITEREMPFEHLEN