Der Aachener Bushof mag eines der bekanntesten und auch umstrittensten Bauobjekte der Aachener Innenstadt sein. Das Theaterstück „Woher und Wohin“ nimmt mit auf eine Zeitreise rund um diesen Ort. Anfang 1948: Nach dem zweiten Weltkrieg beginnen die Planungen für den Wiederaufbau der Aachener Innenstadt. Stimmen aus dem Off verlesen Stadtratsprotokolle von früher, alte Stadtpläne werden diskutiert, auf Schreibmaschinen eingehämmert und die Funktionen einzelner Straßen erläutert. Hier steckt viel Recherchearbeit hinter der Inszenierung. 1950: ein neuer Autobahnzubringer sorgt für Verkehrschaos, eine praktische Lösung muss her. Ein zentraler Omnibusbahnhof soll erbaut werden, kurz: ZOB. So führt das Stück durch die ambitionierte Planung des großen Bauprojekts, zeigt seine Darsteller mit Catbrille, Vokuhila, Kostümchen, Hosenanzug, Schnauzbart. Ja, der Bushof hat schon einiges gesehen. Besonders gut gelingt die Inszenierung der Bauphase des ZOB: Ein speziell angefertigtes Modell des Bushofs, dessen einzelne Bestandteile zuvor auf der Bühne verteilt liegen, werden zu einem Ganzen zusammengesetzt. Kaum ist der Bau beendet, werden kritische Stimmen laut: Ist der einst so euphorisch geplante, idealistische Bushof brutal hässlich geworden? Fachliteratur wird zu Rate gezogen und auf der Bühne diskutiert: Ist der Bushof ein gelungener Ort der Begegnung oder eher ein Unort, an dem sich Konflikte verschärfen? Dient er lediglich als Transitraum oder steckt viel mehr hinter dem schmucklosen Gebäudekomplex, den täglich Tausende von Fahrgästen frequentieren? Zum Abschluss wird mit Entwürfen für eine Modernisierung des Bushofs auch ein Blick in die Zukunft gewagt, der neugierig macht. Inge Zeppenfeld und Clemens Bechtel gelingt eine spannende Inszenierung, die zeigt, woher die Idee für den Aachener Bushof kam – und wohin seine Entwicklung in Zukunft noch führen könnte. (Anne Heuser)
„Woher und Wohin“
20 Uhr, Mörgens, Theater Aachen
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