Und dann tauchte 2020 plötzlich dieses Buch auf. Eines, das in Vergessenheit geraten war. Obwohl es seine Autorin damals über Nacht zum Popstar machte. Und das 1902. Jetzt bringt das Theater Aachen „Ich erwarte die Ankunft des Teufels“, Mary MacLanes autobiografischen Text, auf die Bühne der Kammer. In einer Inszenierung von Tanja Krone und mit Elke Borkenstein als wütende, selbstbewusste, immer dreiste und manchmal verzweifelte Protagonistin.
„Es ist eher die Betrachtung dieser außergewöhnlichen Person als das Nachspielen ihres geschriebenen Textes“, erklärt Krone, die bereits einige Inszenierungen für das Theater Aachen erarbeitete. In „Ich erwarte die Ankunft des Teufels“ verbindet sie Spiel mit Performance und Musik – hier in Form des Schlagzeugs. „Es ist aber neben der Poesie auch eine enorme Musikalität in der Sprache“, weiß Dramaturg Ortmann. „Das zeigt sich in Motiven, die immer wieder auftauchen.“ Und Dinge, die immer wieder auftauchen, wird auch das Publikum erleben. Das Leben von MacLane ist nämlich alles andere als spannend. Es ist öde, es wiederholt sich, sie hat als Frau in einem Kaff in Montana keine großen Chancen auf eine Verbesserung ihrer Lebensqualität. Zumindest nicht, wenn sie sich nicht mit dem traditionellem Rollenbild zufriedengeben will. Sie ist eine kultivierte Frau in einem Nichtraum, die weiß wie es wirklich läuft, wie es zu laufen hätte und wie man seine Rechte – vor allem als Frau, die lieber berühmt wäre, als einen Mann zu heiraten – einfordert. Mit einer radikalen Subjektivität vertritt sie ihre Meinung, ist dabei clever und doch auch selbstgefällig und egoman. Weil sie es kann. Ein Genie eben. Die perfekte Besetzung, die all das verkörpern kann, hat Krone in Borkenstein gefunden: „Elke Borkenstein kann das alles sein. Sie widmet sich der Person Mary MacLane, beschäftigt sich mit ihr“.
Immer wieder beschäftigt sich die Inszenierung auch mit der Frage: Was geschieht am Ende des Wartens? Wie aktiv kann Warten sein? Und daran, dass diese Inszenierung äußerst aktiv wird, besteht kein Zweifel. Ob man nun der gleichen Meinung ist wie MacLane, ob man so radikal sein will oder überzeugt sein muss, ebenfalls ein Genie zu sein, bleibt Ansichtssache. Spannend wird es aber werden. Und wie ein Schlagzeug nicht ein Gegenspieler, sondern die Verlängerung einer Persönlichkeit wird, gilt es ab März herauszufinden. \⇥kw
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