Viola strandet auf einer Insel. Sicherheitshalber verkleidet sie sich als Mann und tritt in die Dienste des Orsino, in den sie sich verliebt. Er wiederum möchte, dass Viola, die er für einen Mann hält, seiner Angebeteten eine Botschaft bringt. Doch diese verliebt sich nicht in die Botschaft, sondern in den Boten. Und schon ist das Lustspiel in vollem Gange.
Die Komödie „Was ihr wollt“ von Shakespeare fehlte noch in der Ära des Intendanten Michael Schmitz-Aufterbeck, der das Theater Aachen nach der Spielzeit verlässt, erklärt Inge Zeppenfeld auf die Frage nach dem Warum. Und: „Weil wir es wollten.“ Bereits sechs Produktionen hat Christina Rast am Theater Aachen inszeniert, darunter „Die Nibelungen“, „Faust 1+ 2 #konzentriert“ und „Hamlet“. Jetzt wird es nochmal ein Shakespeare-Stück. Dieses Mal aber nicht tragisch, sondern komisch. „Ich hatte wieder mal Lust auf eine richtig gute Komödie. Aber eine mit Tiefgang.“ In „Was ihr wollt“ geht es um das Liebeswirrwarr auf einer Insel rund um Herzog Orsino und Gräfin Olivia und ihrem Gefolge. Hier begehrt jeder irgendjemanden oder irgendwas, es wird mit Rollen gespielt, Standes- und Geschlechterrollen werden übertreten und das sorgt für Lacher. „Das Stück passt auch deshalb so gut in unsere Zeit, weil es neben den unterschiedlichen Arten von Liebe auch die Identitätsfrage behandelt. Topaktuell, wenn man die Identitätsfindung über Selbstdarstellung und den damit verbundenen Narzissmus auf Social-Media beobachtet. Jede:r will vor allem sich selbst im Gegenüber spiegeln.“ Und auch die Loslösung von Geschlechterrollen oder die Liebe über Geschlechtergrenzen hinweg ist ein wichtiger Bestandteil im Stück. Ziemlich modern, wenn man bedenkt, dass Shakespeare das Stück vor rund 400 Jahren geschrieben hat. „Genau genommen 1601“, kommentiert Kostümbildnerin Kathrin Krumbein. Das Stück wird mit ihren Kostümen und der Bühne von Franziska Rast in eine modellhafte, heutige Welt mit historischen Anleihen geholt. „Es ist so gesehen zeitlos, es geht darum, was Menschen schon immer wollten und wollen.“ Dass wir so herzhaft darüber lachen können, wenn diese Ziele nicht erreicht werden, liegt an Shakespeares Wortwitz und Überzeichnung. „Shakespeare bleibt uns nahe, weil er Gesellschaftsporträts mit Machtmechanismen und auch Menschen mit unsympathischen Zügen ins Visier nimmt. Das wird nie langweilig, egal in welcher Zeit. Neben derben, boshaft lustigen Kalauern und Volkstheater im besten Sinn gibt es auch den feinsinnigeren Humor und eine gewisse Melancholie. Und da muss man schon sagen, diese Mischung konnte Shakespeare ziemlich gut. Deshalb sind viele seiner Stücke solche Knaller“, erklärt Rast. „Neben seiner unschlagbaren Komik stellt das Stück aber eben auch diese existenziellen Fragen nach Identität, Sexualität, Irrsinn und Macht.“
Es folgt also nicht ein Slapstick auf den nächsten, sondern es wird gelacht über ein liebeskrankes Lustspiel, das so ziemlich alle Arten der Liebe darstellt. „Außer der Romantischen. Da liebt zwar jede:r irgendwas oder irgendwen, aber romantisch verliebt ist keine:r.“ Es ist aber auch eine merkwürdige Insel, auf der das Zwillingspaar da strandet. Eine Insel voll von Lust, Rausch, Macht und Musik. Um das nicht gerade solide Terrain, auf dem die Liebestollen stehen, zu unterstreichen, wird die Bühne angeschrägt sein. Das Unterwassermotiv, was ein bisschen an die Welt eines entfernten Atlantis erinnert, und mit floralen Motiven gespickt ist, stammt von Christina Rasts Schwester Franziska. Schon häufig haben die beiden – auch am Theater Aachen – zusammengearbeitet. Jetzt bringen sie einen farbenfrohen, modernen, lustigen und cleveren Shakespeare auf die Bühne und verabschieden sich mit einem großen Knaller von Intendant Michael Schmitz-Aufterbeck. (Von Kira Wirtz)
Termine im März
11., 19.+25.3.
„Was ihr wollt“
19.30 Uhr (19.3., 18 Uhr),
Bühne, Theater Aachen
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