Kehlmanns Bestseller über den Überlebenskünstler Tyll erzählt die Zeit des Dreißigjährigen Krieges, die Tyll in unterschiedlichen Konstellationen erlebt. Als Gaukler bewegt er sich zwischen den unterschiedlichen sozialen Ständen, arbeitet sich in einer blutrünstigen Zeit, die geprägt ist durch Hunger und Armut zum berühmten Narren in deutschen Landen hoch. Er erlebt religiösen Fanatismus, übersteht schlimme private Rückschläge, lernt Mönche, Bauern und Könige kennen … Einige Personen sind historisch belegt, wie zum Beispiel der Winterkönig Friedrich V. und seine Winterkönigin Elisabeth, die ihn episodenhaft begleiten und von Kehlmann teilweise fiktiv überhöht werden. In Anlehnung an die Romanvorlage hat Ewa Teilmans eine Bühnenfassung erarbeitet, die es ihr ermöglicht, nicht nur die Bühne des Theater Aachen zu bespielen, sondern auch den Vorplatz.
„Diese Inszenierung wird für mich etwas Besonderes. Zum einen, weil es die letzte große Inszenierung am Haus in der Ära des Intendanten Michael Schmitz-Aufterbeck ist, zum anderen, weil es die erste Inszenierung wird, die den Theaterplatz mit einbezieht“, erklärt die Regisseurin. „Damit erschaffen wir ein wirkliches Volkstheater im öffentlichen Raum. In Menschentrauben werden die Zuschauer in die Zeit des Dreißigjährigen Kriegs gezogen und lernen dort bereits den berühmten Tyll und seine Nele kennen.“
Auf zwei Bühnen werden die Darsteller vom Hunger, dem Elend und ihrer Zeit erzählen. Dass sie die Nase voll haben, einen Krieg auszubaden, der nicht ihrer ist. Die Band Katortz, mit der Teilmans bereits erfolgreich in der Inszenierung von Schillers Räubern zusammenarbeitet hat, wird für die richtige Atmosphäre sorgen. Erst draußen, dann drinnen Nach dem ersten Part vor dem Theater geht es innen weiter. „Die Bühne lässt viele Assoziationen: Schlacht- oder Kartoffelfeld oder einfach die deutschen Lande. Die Musiker werden oberhalb der Bühne ein wichtiger Teil der Inszenierung sein.“ Kostümbildnerin Sandra Münchow, der es zuletzt bei „Sweeny Todd“ gelang, eine grotesk-historische, wenn gleich moderne Kostümwelt zu erschaffen, wird auch bei „Tyll“ die Kostüme entwerfen. Und auch die Inszenierung greift diese Elemente auf: „So grausam ein Krieg auch immer ist, Tyll ist der perfekte Gegenspieler zum Tod. Er ist ein Überlebenskünstler, er nimmt es mit allem und jedem auf. Dadurch wird die Inszenierung zu einem Plädoyer für das Leben.“ Kritisch, aber auch unterhaltsam, wird es werden. Ohne erhobenen Zeigefinger, aber mit Denkanstößen. Was löst Kriege aus? Ein Krieg fällt schließlich nicht einfach vom Himmel. Warum können wir zum Mond fliegen, aber haben noch keinen Mechanismus entwickelt, einen Krieg gar nicht erst ausbrechen zu lassen. „In Tylls Fall könnte der Ausbruch keinen lächerlicheren Grund haben: Katholische Statthalter werden von Protestanten in die Scheiße geworfen.“ Ein bisschen Diplomatie hätte das verhindern können. „Und hängt da nicht die Frage dran: Könnte man Kriege verhindern, wenn es schon in der Schule Fächer wie Diplomatie und Konfliktbewältigung gäbe?“ Tyll als Konstante Den Krieg durchlebt Tyll in verschiedenen Lebensphasen. Als 11-Jähriger verlässt er seinen Heimatort mit seiner Freundin Nele und schlägt sich mit ihr zusammen durchs Leben. Die beiden Kinderrollen sind besetzt mit Cosima Peterson und Talea Hartmann. Die erwachsenen Darsteller der Rollen, Björn Jacobson und Tina Schorcht, werden während dieser Szenen bereits zu sehen sein. Wann man sich in welchem Jahr der Geschichte befindet, wird mithilfe von Zeittafeln erklärt. In dem historischen Stück, das Utopie und Dystopie verbindet, soll aber eine Sache im Mittelpunkt stehen: „Es wird ein Abend, der für das Leben plädiert.“ 29.4. Premiere „Tyll“ 19.30 Uhr, Bühne, Theater Aachen Am Rande Ewa Teilmans erweckt im ersten Viertel des Abends den Theatervorplatz mit dem Ensemble und dem Publikum zum Leben (ca. eine halbe Stunde). Für wenige Menschen mit Einschränkung sind Sitzgelegenheiten vorhanden. Bitte melden Sie sich im Vorfeld an der Theaterkasse! Im Falle von Regen hält das Theater Regencapes vor. Im Falle von Starkregen wird die Inszenierung komplett nach innen verlegt.
Termine:
Di 25. April, 19:00 Uhr, Bühne, Kostprobe
Sa 29. April, 19:00 Uhr, Spiegelfoyer, Einführung
Sa 29. April, 19:30 Uhr, Bühne, Premiere
Sa 06. Mai, 19:00 Uhr, Spiegelfoyer, Einführung
Sa 06. Mai, 19:30 Uhr, Bühne
Fr 12. Mai, 19:00 Uhr, Spiegelfoyer, Einführung
Fr 12. Mai, 19:30 Uhr, Bühne
So 21. Mai, 17:30 Uhr, Spiegelfoyer, Einführung
So 21. Mai, 18:00 Uhr, Bühne
Mo 29. Mai, 17:30 Uhr, Spiegelfoyer, Einführung
Mo 29. Mai, 18:00 Uhr, Bühne
Do 08. Juni, 17:30 Uhr, Spiegelfoyer, Einführung
Do 08. Juni, 18:00 Uhr, Bühne
Fr 23. Juni, 19:00 Uhr, Spiegelfoyer, Einführung
Fr 23. Juni, 19:30 Uhr, Bühne
Sa 01. Juli, 19:30 Uhr, Bühne
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