Mit „Der Fluch der Tantaliden“ erschufen Florian Hertweck, Tim Knapper und Malcolm Kemp 2015 als Trio Dlé eine Rap-Oper aus den Tiefen der griechischen Mythologie. Sie wanderte mit allerbesten Kritiken versehen vom Aachener Mörgens weiter ins Nationaltheater Mannheim. 2022 ging es mit „Wack to the Future“ zurück in die Zukunft. Jetzt feiert der dritte Streich „House of Karls“ seine Premiere am Ostersamstag im Großen Haus des Theater Aachen. Florian Hertweck, studierter Schauspieler und Professor an der Filmuniversität Babelsberg postuliert: „Wir bleiben dem Genre ,Rap-Oper‘ treu“. In der Ankündigung des Theater Aachen heißt es etwas spezifizierter: Ein gar ergetzliches Rap-Spectaculum über Karl den Großen von Dlé. „Wir wollten das ein bisschen in Richtung Mittelalter schieben, ein Schauspiel, ein Singspiel, natürlich mit einem großen Augenzwinkern versehen. Es sind gereimte Dialoge, eine gereimte Erzählung mit toller Musik.“
Die Arbeitsteilung der Drei von Dlé ist hinreichend erprobt und praktiziert. Die Texte kommen von Tim Knapper, Schauspieler am Aachener Theater und damaliger Studienkollege von Hertweck in Berlin. „Tim ist der Reimeschmied. Malcolm ist zum großen Teil Musikschmied und ich mische mich überall ein. In der klassischen Theateraufteilung bin ich der Regisseur, aber in der Genese des Textes ist es schon so, dass wir gemeinsam die Storyline entwickeln“, sagt er.
Als musikalischer Leiter am Schauspiel des Theater Aachen ist Malcolm Kemp sicherlich der richtige Mann. In der neuen Produktion ist er zum ersten Male nicht alleine in der Ausgestaltung des Soundtracks von Dlé. Zusammen mit Joonas Lorenz (Keyboards) und Samuel Reißen (Schlagzeug) steht Kemp
abendlich in einer Trioformation auf der Bühne.Im Gespräch erläutert Hertweck die verwirrende Familienchronik des Karl. „Die Familie kommt ja aus dritter Generation eigentlich aus einer Hausmeier-Dynastie, Karl Martell, der Opa von Karl, war gar nichts, offiziell – aber der mächtigste Mann im Staat. Karls Vater Pippin hat es dann schon gewagt, sich König zu nennen. Karl hat dann den nächsten Schritt gemacht und gesagt: Ich will Kaiser werden. Und diese Geschichte seines Aufstiegs ist so ein bisschen die Storyline, die mit ganz vielen Nebenlinien und Exkursen gespickt ist.“
Abgesehen von der Anspielung auf die erfolgreiche Netflix-Serie hat es mit dem Titel „House of Karls“ eine besondere Bewandtnis. Alle fünf auftretenden Schauspielerinnen und Schauspieler schlüpfen vorübergehend in die Rolle des Karl. Insgesamt treten die Fünf in 15 verschiedenen Rollen auf. Dazu gehören natürlich wichtige historische Protagonisten wie der Papst, Irene von Byzanz, Karls Berater Alkuin oder der Chronist Einhard, der wesentliche Meilensteine in Karls Leben für die Nachwelt festhielt. In einer zweiten Handlungsebene taucht ein Trupp von Kanalarbeitern auf. Aachen mit seinen unterirdischen Quellen, „… und den Baustellen“, wie einer im Gespräch einwirft. Großes Gelächter.
„Wir hatten einen riesigen Wust an Texten, von historischen und auch von zeitgenössischen, den Mythos zerstörenden – doch letztlich war die Frage: Was ist denn jetzt davon wichtig? Wir haben schon ein Interesse daran, Karls Facetten, die vielleicht nicht auf der Printenpackung stehen, mit reinzubringen. Der Mythos, der in den ganzen Jahrhunderten um ihn besteht, wie unterschiedlich er alleine in Frankreich und Deutschland rezipiert und instrumentalisiert wird, spielt eben auch eine Rolle.“
Dennoch: Die geplante Spieldauer von „House Of Karls“ soll unter zwei Stunden bleiben. An Ostern werden wir sehen, ob das gelungen ist. \
ab 30.3.
„House of Karls“
19.30 Uhr, Großes Haus, Theater Aachentheateraachen.de
Am Rande
Alle bisherigen Dlé-Theaterproduktionen wurden im Nachhinein im Studio für eine Veröffentlichung (Schallplatte, CD, digital) eingespielt. Sie erschienen 2016 und 2022 auf dem Label Kreismusik, welche auch Musik von den Rappern Käptn Peng, Lemur oder der Schauspielerin Sandra Hüller veröffentlicht. Ob das für „House of Karls“ auch der Fall sein wird, ist derzeit noch nicht geklärt.
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