Zuletzt war Louisan bei der aktuellen Ausgabe der TV-Show „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ dabei – und hat Gefallen an Songs aus fremder Feder gefunden. Olaf Neumann stellte ihr ein paar Fragen.
Warum macht man Coverversionen?
Das ist gar nichts Ungewöhnliches. Früher war es Gang und Gäbe, Standards zu singen. Und als Jazzsängerin ist das sowieso normal. Diana Krall hat erst kürzlich wieder ein Coveralbum aufgenommen.
Um was geht es Ihnen, wenn Sie die Songs anderer Leute singen?
Ich möchte Geschichten erzählen und mir diese Sachen auf meine Weise zu eigen machen. Die Coverplatte hat Spuren hinterlassen bei meiner Art zu schreiben und zu singen. Für mich war es wichtig, mal wieder ohne Druck über Grenzen zu gehen und mich in einem neuen Licht zu sehen.
Wir haben in zehn Tagen zehn Songs gemacht. Ich kenne es auch, dass man jahrelang an Liedern herum schraubt und jeden Stein umdreht. Manchmal läuft man Gefahr, sich selbst zu überholen, so dass die Lieder dann für einen gar nicht mehr aktuell sind.
Und was können Sie mit einer Coverversion von Rammsteins „Engel“ von sich selbst erzählen?
Ich finde es wahnsinnig klug, was Rammstein machen. Sie spielen auf großartige Weise mit archaischen Klischees und werden dabei international verstanden. Im Grunde bin ich gar nicht so weit weg davon, wie es vielleicht oberflächlich scheint.
Denn ich spiele auch gern mit Klischees, aber mit ganz anderen. Das Lied zeigt die dunkle, tief melancholische Seite in mir, die ich musikalisch in der Vergangenheit viel zu wenig beleuchtet habe.
Wollten Sie die ausgewählten Songs ganz neu interpretieren?
All diese Lieder sind im Original schon großartig, ich möchte nur anders interpretieren. Aus Marterias „OMG!“ haben wir zum Beispiel einen Folksong gemacht. Der Text passt sehr in die Stimmung dieser Zeit, wo viele Leute das Gefühl haben, bald passiert etwas ganz Schlimmes.
Es ist eine fragwürdige Zeit, in der man nicht weiß, ob die Gesellschaft auf dem richtigen Weg ist. Dieses Lied hat mich so berührt, weil ich auch mehr Fragen als Antworten in mir habe. Aber wer nicht fragt, bleibt dumm.
Sollten Künstler zu gesellschaftlichen Fragen Stellung beziehen? Meine Meinung und meine Fragen beeinflussen meine Arbeit. Mit meiner öffentlichen Stimme versuche ich verantwortungsvoll umzugehen, es gibt aber Dinge, zu denen man klar Stellung beziehen sollte. Fremdenfeindlichkeit ist die hässlichste Seite der Gesellschaft.
Eine Vorbildfunktion habe ich immer abgelehnt, denn ich bin nicht ohne Laster und Fehler. Mein Auftrag ist, Geschichten zu erzählen. Ich möchte das Leben so beschreiben, wie ich es empfinde, dann haben sie eine Chance zu berühren. \
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