Die bislang durch Aktionen gesellschaftskritisch tätige Künstlergruppe Frankfurter Hauptschule (Adorno lässt grüßen) untersucht in ihrer ersten Einzelausstellung den Zusammenhang von Rechtsruck, Esoterik und einem neuen romantischen Kunsttrend in Deutschland. In vermuteter Wiederholung von Abläufen und Stimmungen aus den 1920er Jahren prognostizieren in zehn Jahren hier Faschismus durch eine hoffähig gemachte Rechte. Ihre Diagnose: Ein Schulterschluss zwischen Impfgeg nern, Esoterikern und organisierten Neonazis, Wahl ergebnisse und Steuergelder für die AfD, verbunden mit einer oft „neutralen“ Berichterstattung der Medien und eine Irritation der Zivilgesellschaft durch Diversität, politisch korrekte Sprache und Einschränkungen der Kunstfreiheit aus Rücksicht auf Gefühle des Publikums.
Der Einfluss von „Cancel Culture“, von Eingrenzungen kultureller Aneignung und bald rechtskonservativen Partei-Stiftungen bedarf der Diskussion. Wie wertet man die Veränderungen? Ist die Freiheit der Kunst bedroht? Ist faschistisches Gedankengut nicht öffentlicher und gärt unwidersprochen in eigenen Zirkeln? Warum waten gerade jetzt junge Künstler knietief in mystischen Bilderwelten, fragt die Ausstellung. „Unübersehbar häufen sich mittelalterliche Schnörkel, Drachen, Ritter, Schwerter, heidnische Symboliken; als Materialien finden sich Äste, Tuch, Wachs, Heilsteine, Erde, Rauch usw. … In ihrer träumerischen Weltflucht blitzen antiaufklärerische Affekte auf. Hinter dem Hang zum Okkulten lauert die Faszination für die Ästhetik des Faschismus, für Kitsch und Tod. Die Romantik hat den Nazis schon einmal den Weg geebnet. Diese Schwurbelkunst muss gecancelt werden!“
Die gut erfundenen hohlen Bildsymbole und Weihewirkungen haben den Mut dazu. Die antiaufklärerischen Tendenzen haben ihre bildlichen Wurzeln allerdings auch in pseudomittelalterlichen Online-Rollenspielen, von Programmierern nach ihren Vorlieben realistisch gestaltet. Tod und Horror speist sich aus vielen Jugendströmungen und Fantasyprodukten seit den 80ern, die solche Signets in Szene setzten. Die Vorstellungen von Romantik sind aber oft historisch zu vage. \ dito
bis 12.3. (Midissage 12.2. 14-20 Uhr), „Frankfurter Hauptschule – kANzELKuLTuR“, Neuer Aachener Kunstverein, neueraachenerkunstverein.de
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