In den fürstlichen und bürgerlichen Kunst- und Wunderkammern bis zum 18. Jahrhundert bedeutete Sammeln nicht nur Status, sondern auch über die Notwendigkeit einer Ordnung ein Verständnis der Welt. Gesandte, Händler, Forscher und Privatleute trugen immer mehr Dinge weltweit zusammen: Artificialia, Naturalia und Scientifica (Kunst, Natur und Technik). Auch in Aachen legten Bürger (berühmt war um 1800 Isaak von Außem) teils bedeutende und einzigartige Sammlungen von Gesteinen, Fossilien, Schnecken, Muscheln, Pflanzen, Schmetterlingen, Kunstwerken und Schriften an. Bestände dieser auch öffentlich zugänglichen Sammlungen gingen Ende des 19. Jahrhunderts an Museen oder wissenschaftliche Institute, die sie heute einzulagern beginnen.
Brandschutz, Platzbedarf und eine Lehre, der unelektronische Anschauung nicht mehr das Fundament der Erkenntnis ist, verdrängen diese Bestände in Archive, verstaubende Schränke und sortenreine Museen. Das Staunen, das heute andererseits über Kinderuni, youtube und Fernsehen reaktiviert wird, war in der Aufklärungszeit, in Barock und Rokoko, für das sich das Couven zuständig sieht, auch durch Popularisierungen und Vorführungen geprägt. Gisela Schäffer, die neue Kuratorin, hat diese Übergangsphase von der Liebhaberei zur Wissenschaft in zahlreichen Vitrinenzusammenhängen aufgearbeitet. „Reflexe auf das Sammeln von Natur und die des Erkenntnisgewinns steuert die Aachener Objektkünstlerin Odine Lang bei.“
Michael Rief hat mit engagiertem Team im ersten Stock des Suermondt-Ludwig-Museums eine bürgerliche Kunstkammer zusammengestellt, die in Zeiten der Globalisierung sicherlich manche Diskussion und einen Anreiz zur Auseinandersetzung mit der Begeisterung für das Fremde und den angstbesetzten Umgang damit anregen wird. Das sind auch örtlich bürgernahe Ausstellungen, die mehrfache Besuche lohnen. Man muss ja nicht alles auf einmal konsumieren. Man isst ja auch nicht die ganze Speisekarte eines Restaurants an einem Abend. In Couven und Suermondt-Ludwig-Museum bieten sich unter dem Titel Weltensammler vielfältige Genüsse. \ dito
bis 26.3.2017
„Die Erforschung der Natur: Frühe naturkundliche Sammlungen – Von der Liebhaberei zur Wissenschaft“
Couven Museum
Homepage Couven Museum
Suermondt-Ludwig-Museum
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