Eine Euthanasie-Achterbahn, eine virtuelle Nahtod-Erfahrung oder eine App, um mit einem geliebten Menschen auch nach dessen Tod zu kommunizieren, sind nur einige Beispiele für die Entwürfe, die im Cube design museum in Kerkrade in der neuen Ausstellung „(Re)design Death“ zu sehen sind. Rund 50 aktuelle Designentwürfe zu Themen wie Vorbereitung auf den Tod, Abschied, Trauer und ewiges Leben werden in gewohnt lockerer niederländischer Art präsentiert. Denn offen über den Tod reden kann die Angst davor mindern und die Akzeptanz für das Sterben als Teil des Lebens steigern. Bei der Eröffnung hielt Marieke van der Weiden, Marketingexpertin, Speakerin und Bestatterin, eine interessante Abhandlung zum Thema „Uitvaart van de Toekomst. Bringing life to a dead business“, also die Bestattung der Zukunft und wie man Leben in das Geschäft mit dem Tod bringt, bevor die Besucher mit einem Pubquiz spielerisch allerlei Wissenswertes zum Thema erfuhren. Die Gewinner erhielten übrigens eine Uhr, die die eigene verbleibende Zeit ablaufen lässt. Weltweit gesehen sterben pro Sekunde zwei Menschen, was den Künstler Niek Audenaerd zu seinem brandneuen Werk „Departures“ inspirierte, auf dem die „abreisenden“ Menschen angekündigt werden, als wären sie Flugzeuge – ein gebührender Empfang der Besucher direkt beim Hereinkommen. Das Klackern der umspringenden Buchstaben erzeugt sofort eine Gänsehaut. Einige Designer haben Alternativen zum traditionellen Sarg entworfen: Sjeng Schellinx aus Maastricht hat beispielsweise einen Liegesitz-Sarg entworfen, in dem der Verstorbene wie bequem im Liegestuhl sitzend aufgebahrt wird. Das Designerduo Citelli und Bretzel setzt auf Nachhaltigkeit: Ihre „Capsula Mundi“ besteht aus einer biologisch abbaubaren, eiförmigen Kapsel, in die der Leichnam gesteckt wird. Nach der Beerdigung wird darauf ein Gedenkbaum gepflanzt, den die Hinterbliebenen versorgen, sodass sich damit auch die Friedhöfe verändern und zum Quell des Lebens werden. Der „Euthanasia Coaster“ ist ein 2010 von Julijonas Urbonas, einem litauischen Designer und Doktoranden des Royal College of Art in London, entworfenes theoretisches Modell einer Achterbahn, auf der die Passagiere während der Fahrt auf „angenehme und elegante“ Art und Weise zu Tode kämen. Die Physik der enormen G-Kräfte und Sauerstoffmangel schaffen einen ultimativen Cocktail, den der Körper in dieser Form nicht verarbeiten könnte, so dass die Euthanasie zum letzten Abenteuer würde. Natürlich darf bei einer solchen Ausstellung auch ein absolut pragmatischer Entwurf nicht fehlen: Der IKEA-Sarg „Dödlik“ des Designerduos Nelleke van Lomwel und Laura Hooreman vereint schlichtes Design und günstige Anschaffungskosten. Für das letzte Thema der Ausstellung hat Cube zehn junge Designer gebeten über Fragen rund um das ewige Leben nachzudenken: „Willst du ewig leben? Was ist es dir wert?“ Im Rahmen eines Wettbewerbs entwarfen die Designer ein „conversation piece“ zum Thema, bei dem die Besucher für den Entwurf stimmten, der für sie die Diskussion am besten in Gang bringt. \ bep
bis 24.1.2021
„Schöner sterben“ – „(Re)design Death“
Cube, Museumplein 2
6461 MA Kerkrade
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