Die neueste deutsche Übersetzung von Sara Paretsky-Kriminalromanen um die Detektivin V.I. Warshawski ist dank des kleinen Verlags Ariadne zeitlich ziemlich nah an die Veröffentlichung des amerikanischen Originals herangekommen. „Altlasten“ („Fallout“) wurde 2017 in den USA veröffentlicht.
Wer mit dem großen Ouevre der Autorin und ihrer Krimiheldin – , es ist der bereits 18. Warshawski-Krimi - vertraut ist, kann sich mit „Altlasten“ auf einen der wirklich besten Warshawskis freuen. Allen anderen ist spätestens seit der weiteren Ariadne-Veröffentlichung „Kritische Masse“ (2018) hier eine dringende Krimi-Empfehlung ans Herz gelegt.
Paretskys Krimis sind feministische Hard Boiled-Krimiliteratur. Sprich: „Hartgekocht/abgebrüht“ ermittelt eine Einzelgängerin als Detektivin etc. – oft auch gegen den Widerstand der Polizei, Behörden und Staatsanwaltschaft. Doch weniger den Feminismus der Detektivin vor sich hertragend – viele Dinge sind für die Netzwerkgründerin von „Sisters in Crime“ als Autorin und Frau heutzutage einfach selbstverständlich. So legt die studierte, 1947 geborene Politikwissenschaftlerin Wert auf Bezüge zu reellen Ereignissen, die sie geschickt mit ihren fiktiven Romanhandlungen zu verschmelzen weiß. Mit der Besetzung eines Atomraketensilos durch Protestanten als wichtiger Bestandteil der Handlung, erwähnt sie indirekt das 1981 von Frauen ins Leben gerufene Widerstandscamp Greenham Common gegen dort stationierte US-Cruise Missiles und dropt innerhalb ihrer Erzählung Werke und Leben von Personen wie Angela Davis, Ta-Nehisi Coates, James Baldwin oder Malcolm X. Denn ein Teil ihrer Roman-Protagonisten in „Altlasten“ sind die marginalisierten schwarzen Einwohner der Kleinstadt Lawrence in der Nähe von Kansas – ein realer Ort, an dem Paretsky selber studierte.
In „Altlasten“ geht es nicht nur um den bis heute täglich spürbaren Rassismus, sondern vor allem um ein gefährliches Geheimnis, welches bei Protesten in den 80er Jahren an eben diesem Raketensilo seinen Anfang nimmt. Es geht um Krankheitskeime als tödliche biochemische Waffen, kontaminierte Böden und die Verstrickung des US-amerikanischen Militärs, von Behörden wie dem Heimatschutz und rechtsradikal unterwanderten Unternehmen, die an gen-manipulierten Pflanzen forschen. Es gibt eine verschwundene, schwarze Film-Diva und einen jungen Filmemacher, mehrere Tote und Ermordete bis V.I. Warshawski am Rande der Erschöpfung auch diesen Fall gelöst hat. \ rm
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