Der in London geborene und in Nigeria aufgewachsene Autor Tade Thompson ist spätestens mit „Rosewater“, dem ersten Band der Wormwood-Trilogie, auf die Watchlist der internationalen Sci-Fi-Gemeinde gelangt. Und auch sein 2021 veröffentlichter neuer Roman „Fern vom Licht des Himmels“ hat alle Zutaten, die ein interstellares Weltraumabenteuer mit gruseliger E.A. Poe-Symbolik und gesellschaftskritischer Relevanz zum Leuchten bringt.
Die Geschichte wird zunächst erzählt aus der Sicht der gerade die Ausbildung beendenden ersten Offizierin Michelle „Shell“ Campion. Sie hat den Auftrag, ein Raumschiff namens „Ragtime“ mit 1.000 in einen künstlichen Schlaf versetzten Erdemigranten auf dem Flug zu einem fernen kolonialisierten Planeten namens „Bloodroot“ zu begleiten. Die Reise soll zwanzig Jahre dauern. Da das Schiff von einer zentralen K.I. gesteuert wird, ist Campion eigentlich eine Begleitung ohne Wirkungskreis. Doch als sie nach rund zehn Jahren frühzeitig erwacht, offenbart sich ihr ein mörderisches Verbrechen, das auf dem Raumschiff stattgefunden hat. 31 Passagiere sind aus ihren Schlafkammern verschwunden, und ein Wolf schleicht durch die weitverzweigten Gänge des Raumschiffs. Ab sofort ist sie gezwungen, die Verantwortung für ein Schiff mit einer nicht mehr komplett gehorchenden K.I. zu übernehmen.
Sie sendet einen Notruf an den nicht mehr weit entfernten Trabanten „Bloodroot“ ab. Die zweite Hauptperson Rasheed Fin, ein aktuell unter Hausarrest stehender Repatriierer, dockt daher an die mittlerweile unter Quarantäne stehende „Ragtime“ an. Fins Ziel ist die Aufklärung des Verbrechens und seine damit einhergehende Rehabilitation. Auch einige Personen der auf der Reise zwischenzeitlich angelaufenen Raumstation „Lagos“ greifen aktiv ein. Ein abrupter Wechsel in der Erzählperspektive offenbart dem Leser das Motiv des Täters. Denn der Ursprung des Verbrechens scheint auf der Erde zu liegen.
Tade Thompson „Fern vom Licht des Himmels”
Golkonda Verlag
480 Seiten
20 Euro
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