Einfach ein Kind auf die Welt zu bringen, ist leicht gesagt. Immerhin kommen neue Herausforderungen und Fragen auf die Eltern zu. Sie müssen fortan die Verantwortung für einen kleinen Menschen tragen. Ein Modellprojekt der Städteregion Aachen und der Eifelklinik St. Brigida bietet eine neue Form der Unterstützung an: eine Geburtskliniklotsin. Das Programm wurde im Sinne eines präventiven Kinderschutzes entwickelt,
um Familien aus der Geburtsklinik in passende, wohnortnahe Hilfsangebote zu „lotsen“. In der Klinik St. Brigida in Simmerath übernimmt die Leitung des Sozialdienstes, Karen Jacobs, die Aufgaben der Geburtskliniklotsin. Sie ist die Erste dieser Art und bildet die interne und externe Schnittstelle zu den Frühen Hilfen der Jugendhilfe und des Gesundheitsamtes. Dabei unterstützt sie Ärzte, Pflegepersonal und dient als Ansprechpartner für frisch gebackene oder werdende Eltern. Junge Eltern haben nach der Geburt meist einen sehr hohen Austauschbedarf und sind gegenüber Hilfsangeboten aufgeschlossen. Die Pandemie hat
die Kontaktmöglichkeit zu anderen Eltern nicht verbessert, im Gegenteil. Häufig sind Krankenschwestern die erste Anlaufstelle bei Fragen. Diese wenden sich dann an die Geburtskliniklotsin oder vermitteln den Kontakt. In einem vertrauten Umfeld können sich Eltern und Angehörige dann beraten lassen. „Wir begleiten die Eltern mit einer haltenden und schützenden Hand“, erklärt Karen Jacobs. Die Tätigkeit einer Geburtskliniklotsin ist im Rahmen zusätzlicher Hilfsangebote zu verorten und nicht im klassischen Sinne im Sozialdienst. Anders als der Sozialdienst, der die ärztliche und pflegerische Versorgung im Krankenhaus ergänzt und für die direkte Versorgung nach dem Krankenhausaufenthalt zuständig ist, bieten Jacobs und ihre Kollegen in der Eifelklinik eine Weiterversorgung an. Unterstützungsbedarf soll frühzeitig erkannt werden, damit Hilfen so früh wie möglich dort ansetzt werden können, wo sie am meisten helfen. Die Städteregion und die Eifelklinik St. Brigida haben eine erste positive Bilanz aus dem „Probelauf“ gezogen. „Der neue Lotsendienst in der Eifelklinik hat sich bewährt. Er ist ein weiterer Baustein im Angebot der Frühen Hilfen“, sagt der Leiter des Amtes für Kinder, Jugend und Familie, Sebastian Heyn. „Wir konnten bereits viele Familien ansprechen und, wo nötig, gezielt Hilfe vermitteln.“ „Die Möglichkeit, wohnortnah zu entbinden und die Geburtskliniklotsin sind für den Eifler sehr wichtig, da die Familien für ein Beratungsangebot nicht erst bis nach Aachen fahren müssen“, erklärt Karen Jacobs. Die Erreichbarkeit sei genauso bedeutend, wie der Ansprechpartner an sich. \ jv
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