Sie war schön wie immer, trug ein buntes Kleid und knallroten Nagellack von Chanel. Wie Dornröschen lag sie auf dem Bett in einem lichtdurchfluteten Raum voller Blumen und schlief. Am Abend tat sie dann ihren letzten Atemzug und starb. Die letzten Wochen im Hospiz waren für sie, ihren Partner, ihre Freunde und die Familie eine sehr intensive Zeit, die, bei aller Tragik und Traurigkeit, etwas ermöglichten, was weder im häuslichen Umfeld noch im Krankenhaus möglich gewesen wäre – die ruhige und friedliche Annäherung an den Tod.
Ende 2008 haben sich ambulante Hospizdienste, Palliativstationen, das „Hospiz im Haus Hörn“, der „Home Care Aachen e.V.“, Ärzte, Pflegedienste, Altenheime, Krankenhäuser, Krankenkassen, Apotheken, Bestattungsinstitute und Sanitätshäuser zum „Palliativen Netzwerk für die Region Aachen e.V.“ zusammengeschlossen – 2012 brachte dieses gemeinsam mit Home Care Aachen die „Hospizstiftung Region Aachen“ hervor. Diese hat ihr erstes großes Ziel, die Teilfinanzierung des „Hospiz am Iterbach“ zu sichern, Anfang des Jahres erreicht und unterstützt weiterhin die hospizliche und palliative Versorgung in der Region.
„Hier geht es um Leben, nicht um Sterben, das ist im medizinischen Sinn erst in den letzten Minuten oder Stunden der Fall“, fasst Simon Kluge den Hospizgedanken zusammen. Er ist bei der Hospizstiftung für Öffentlichkeitsarbeit und Eventmanagement zuständig. Eine wichtige Aufgabe, denn es sollte viel mehr über den Tod geredet und das Thema enttabuisiert werden. Bei der Stiftung geschieht das nicht nur fachlich fundiert, sondern auch humorvoll. „Mit unseren Kultur- und Comedy-Veranstaltungen möchten wir eine Lanze für diese wichtigen Themen brechen“, erklärt Kluge. So spricht die Benefizshow von RebellComedy & friends mit Khalid Bounouar ein breites Publikum an und sorgt für Aufmerksamkeit. Ideale Voraussetzungen, um mit anderen darüber ins Gespräch zu kommen, was man an Hilfe braucht – oder anbieten kann.
Normalerweise beschäftigt man sich erst mit Krankheit und Tod, wenn man unmittelbar betroffen ist. Und dann ist es oft schon fast zu spät, denn in Hospizen stehen nur wenige Plätze zur Verfügung, in Aachen bieten zwei Einrichtungen insgesamt 26 Zimmer, dazu gibt es die ambulante palliative Versorgung. „Mitunter fungieren dann die Versorger als Koordinationsstellen und filtern, welche Angebote verfügbar und angemessen sind, denn manchmal wissen auch behandelnde Praxen und Krankenhäuser nicht, welche Möglichkeiten es gibt und was zu der betroffenen Person passt“, sagt Kluge und führt aus, dass die Voraussetzungen bei jeder zu versorgenden Person individuell, bei einem kranken Kind z.B. andere seien als bei einem älteren multimorbiden Menschen.
Er möchte auch dem Vorurteil entgegentreten, ein Hospiz sei nur für Reiche, der Aufenthalt ist kostenlos und seit 2007 gilt palliative Hausversorgung als Krankenversicherungsleistung. Tatsächlich steht diese Art der Zuwendung allen zur Verfügung, sofern eine ärztliche Bescheinigung der Notwendigkeit vorliegt. Konkret bedeutet das, die Lebenserwartung ist laut ärztlicher Einschätzung begrenzt – der Erstantrag gilt für 28 Tage.
Mit dem Tod so nah vor Augen stehen auf einmal tausend Fragen im Raum: Wie kann eine ganzheitliche Betreuung erfolgen, die sowohl seelischen Beistand wie medizinische Hilfe bietet, um Schmerzen, Atemnot oder Angst zu lindern? Was ist mit Angehörigen, die zwischen Hilflosigkeit und Aktionismus pendeln. Die frühzeitige Auseinandersetzung mit den Themen Patientenverfügung und Tod sei stets von Vorteil, sagt Kluge, damit der Krisenmodus nicht den friedlichen Abschied überlagere, sondern die letzte Zeit gemeinsam erlebt werden könne. Das gelte für Gäste, Zugehörige, (Pflege-)Personal und Ehrenamtliche. Immer wieder gäbe es im Hospiz Gäste, die sofort Licht in die Gruppe brächten, was sich positiv auf alle auswirke.
Leuchttürme auf der Insel der Liebe.
Info
Aachen ist in Sachen Hospiz ein Leuchtturm: 1986 wurde im Haus Hörn das erste stationäre Hospiz in Deutschland gegründet. Aktuell gibt es etwa 250 stationäre Hospize, 1.500 ambulante Hospizdienste und 340 Palliativstationen.
Die englische Krankenschwester, Sozialarbeiterin und Ärztin Cicely Saunders gilt als Begründerin der modernen Hospizidee, von ihr stammt der Leitsatz der Hospizbewegung: „Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.“
Gut versorgt
Hilfsangebote für Kranke und Angehörige
Stationäre Vollversorgung
Hospiz am Iterbach
Eines der beiden Hospize in Aachen, es verfügt über 14 Gastzimmer. Unter dem Dach des vor 20 Jahren gegründeten Home Care Aachen e.V. wird außerdem ambulante palliative Versorgung angeboten.
www.hospiz-iterbach.de
Hospiz im Haus Hörn
Das Haus Hörn ist eines der größten Wohn- und Betreuungszentren der Region. Menschen finden im Hospiz Haus Hörn fachgerechte Hilfe und einfühlsamen Beistand. Eine kleine Parkanlage und ein weitläufiger Garten bieten den Bewohnern Ruhe und Nähe zur Natur.
www.haus-hoern.de
Ambulante palliative Versorgung (APV) und allgemeine ambulante palliative Versorgung (AAPV)
Der ambulante palliativpflegerische Dienst übernimmt behandlungspflegerische Leistungen. Ziel: die Lebensqualität und Selbstbestimmung so weit wie möglich zu erhalten, zu fördern und zu verbessern, um ein menschenwürdiges Leben bis zum Tod im häuslichen Umfeld zu ermöglichen.
Spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV)
Hier leistet Home Care mit seinem speziell ausgebildeten, multiprofessionellen Palliative Care Team (PCT) bestehend aus ärztlichem Fachpersonal, Koordination, Pflegefachkräften und Fachkräften der Sozialen Arbeit eine umfassende Versorgung. Die SAPV richtet sich an Palliativpatienten sowie deren soziales Umfeld.
Home Care Städteregion Aachen gGmbH
www.homecare-aachen.de
Ambulante Hospizdienste
Ambulante Hospizdienste unterstützen Schwersterkrankte dabei, die letzte Zeit ihres Lebens zu Hause und mit ihnen nahestehenden Menschen zu verbringen.
AHD der Aachener Caritasdienste
www.hospizdienst-acd.de
AHD der Aachener Caritasdienste – Region Aachen
www.hospizdienst-acd-regio.de
Ambulanter Kinder- und Jugendhospizdienst Region Aachen
www.deutscher-kinderhospizverein.de
„begegnen und begleiten“ AHD Monschauer Land
www.monschauer-land.de
AHD Caritasverband für die Region Eifel e.V.
www.caritas-eifel.de
„DaSein“ AHD der Malteser
www.malteser-dioezese-aachen.de
AHD Eschweiler/Stolberg e.V.
www.ahd-eschweiler-stolberg.de
Palliativstationen
Palliativstationen sind spezialisierte Einrichtungen eines Krankenhauses zur Versorgung von Menschen mit einer fortgeschrittenen lebensbegrenzenden Erkrankung.
Klinik für Palliativmedizin an der Uniklinik RWTH Aachen
www.ukaachen.de
Rhein-Maas Klinikum, Würselen – Palliativzentrum
www.rheinmaasklinikum.de
Luisenhospital, Aachen – Palliativstation
www.luisenhospital.de/luisenhospital-aachen/kliniken/palliativmedizin
Palliatives Netzwerk für die Region Aachen e.V.
Ziel des 2008 gegründeten Netzwerks ist es, schwersterkrankten Menschen am Lebensende eine würdevolle und vernetzte Versorgung zu Hause wie auch stationär zu ermöglichen.
www.palliatives-netzwerk-region-aachen.de
Hospizstiftung Region Aachen
Die Hospizstiftung unterstützt als Bürgerprojekt die hospizliche und palliative Versorgung, insbesondere die stationären Hospize, die ambulanten Hospizdienste und das Palliative Netzwerk für die Region Aachen e.V.
www.hospizstiftung-aachen.de
Koordinationsstelle Mobile Ethikberatung in der Region Aachen
www.hospizstiftung-aachen.de
Koordinationsstelle Kinder- und Jugendtrauerarbeit
www.palliatives-netzwerk-region-aachen.de
Infos zu bundesweiten Angeboten:
www.wegweiser-hospiz-palliativmedizin.de
(zusammengestellt von Belinda Petri)
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