Von Richard Mariaux
Besucht man häufiger Konzerte in einem der Aachener Clubs, dann läuft man mit Sicherheit Ramon Creutzer über den Weg. Zuletzt geschehen bei der ehemaligen Prince-Bassistin Ida Nielsen im Franz oder dem vorweihnachtlichen Konzert der Mika Allstars in der MuFab/Area 28.Hier ist Ramon Creutzer vor allem für den Livesound verantwortlich. Aber das ist bei weitem nicht alles – als Produzent und Inhaber eines Tonstudios umfassen seine Aktivitäten die Arbeiten mit einem Dutzend (nicht nur) Aachener Bands und Interpreten. Praktischerweise bietet er mit seinem Label „Umbu Records“ dann auch die Möglichkeit einer Veröffentlichung an.Bevor Ramon Creutzer der Mann hinter dem Pult wurde, war er selbst als Musiker aktiv. Angefangen hat alles mit musikalischer Früherziehung: „Ich habe mit sechs Jahren Klavierunterricht erhalten. Das habe ich brav gemacht, aber dann hat mich eine Cousine in Norwegen inspiriert. Die spielte Gitarre und sang so schön. Ich schnappte mir die Gitarre, und mit neun Jahren erhielt ich dann Gitarrenunterricht. Mit zwölf Jahren hatte ich meine erste elektrische Gitarre, und mit 15 Jahren habe ich mir bereits den ersten Vier-Spur-Rekorder gekauft.“Ramons erste Schülerband hieß Snotty Porridge. Sie coverte die Beatles, aber punkiger als das Original. Das war in den 80er Jahren – Punk und New Wave dominierten die Szene und später auch die Charts. „Mein Umfeld war zwischen den Hippies und den Punks, und am Ende war ich der Langhaarige unter den Punks“, erklärt er. In der Szene berühmter wurde dann schon das nächste Projekt: Nekrophelia: „Das war amtliche 80er-Jahre-Musik!“ Parallel wuchs sein Interesse an der Entstehung von Sounds. Mit seinem Vier-Spur-Rekorder entwickelte er sich weiter. Lernte andere Techniken kennen, schnitt Livekonzerte mit: „Ich wollte immer schon Musik produzieren und aufnehmen – das ist bis heute meine große Leidenschaft. Das Selberspielen ist darüber eingeschlafen, ich bin nur noch ein lausiger Gitarrist.“ Irgendwann ist sein eigenes Studio fertig. Es firmiert unter „Media Sound Design Ramon Creutzer Tonstudio“ im ehemaligen Elternhaus, welches er mit seiner Schwester, der Theater K-Schauspielerin Mona Creutzer, auf der Aachener Lütticher Straße bewohnt. „Früher machte ich mit meinem Studio auch mehr die sogenannten Brotjobs. Gut in Erinnerung ist mir eine Lernsoftware für Kinder auf Niederländisch. Iris Romen (Jazzsängerin, unter anderem ehemals Señor Torpedo) hatte direkt drei Sprechrollen der kindgerechten Dinofiguren übernommen. Die Software wurde ein großer Erfolg, anstatt der anfangs vereinbarten dreißig, haben wir dann sechzig Folgen produziert.“ Seitdem geben sich viele Aachener Bands und Singer/Songwriter die Studioklinke in die Hand. Aktuell produziert Creutzer das vierte Album des Schlagsaiten Quantetts, welches auf seinem Label „Umbu Records“ veröffentlicht wird. „Ich habe das Label von einem ehemaligen Praktikanten von mir übernommen. Anfangs fand ich den Namen „Umbu“ etwas seltsam … Umbu ist ein großer Baum, der Pflaumen trägt und in Brasilien wächst. Ich glaube, die Öcher Prumm hat damit auch etwas zu tun.“ (lacht) Das Label ist für Ramon Creutzer eine schöne Ergänzung und Erweiterung seiner Produzententätigkeit. Über die eigene Webseite bietet er alle Produktionen als Downloads an: „Dann kann man sich ein Album gegen Bezahlung als Zip-Datei herunterladen. Und dieses Geld kommt dann zu hundert Prozent bei uns an. Dies muss man den Leuten im Spotify-Zeitalter immer wieder mal sagen, dass damit den Künstlern wirklich sehr geholfen wird!“ Ein während der Pandemie verloren gegangenes Musikformat vermisst Ramon Creutzer besonders: Der damals im „Parkside“ (Hotel Europa) entstandene „Songwriters Table“ wanderte mit den Jahren in den größeren Jakobshof, dann weiter ins Franz. „Ich habe da immer den Ton gemacht. Später habe ich das Booking übernommen, den Table etwas umformatiert. Das war ein Selbstläufer, wurde aber von Corona komplett weggebügelt.“ Auch beim 2021er-Projekt „Ohne uns ist Oche still“ war er einer der Mitinitiatoren. Das aus der Mitte der Aachener Musikszene entwickelte Projekt hatte im Corona-Stillstand eine Compilation sowie – mit Fördergeldern der Stadt Aachen – auch ein 2022 nachfolgendes Festival namens „Wieder laut!“ auf die Beine gestellt. „Dass Aachen mit Aachenern was macht, ist ja eigentlich sehr schön, doch die Stadt braucht mehr Spielstätten. Es war zu lange still“, bilanziert er die Aktion und schließt auch eine Neuauflage nicht unbedingt aus: „Noch ist es nicht ganz aus der Welt, und einige von uns finden eine Wiederholung durchaus spannend und solange da was keimt …“ Veröffentlichen unter anderem bei Umbu Records: The Quicksteps, Tonii, Heinz im Sinn, Schlagsaiten Quantett, Rick Takvorian, TUF, LaLa Foufou, I Finton, The Jigs. Ramon Creutzer macht den Ton unter anderem im: Franz, Domkeller, Outbaix in Übach und Jünglingshaus, Eupen. www.creutzer.de
WEITEREMPFEHLEN