Ein schwarz-weißes Portrait, ein Name, eine Berufsbezeichnung, die Jahre in der Branche und darunter prangt der Slogan „Ohne uns ist’s still“. Das sind die Plakate der Aktion „Kulturgesichter“, die aktuell in ganz Deutschland entstehen, auch in Aachen. Auf der Website von „Kulturgesichter Aachen“ finden sich so etwa das Plakat von Fotografin und Redakteurin Julia, die seit sechs Jahren in der Branche tätig ist. Oder von Sängerin Miranda, Systemer und Audio Engineer Manuel, Tontechniker Nils oder Künstlerin Gesine. Sie alle können im derzeitigen Lockdown ihrer Tätigkeit in der Kulturbranche nicht oder kaum nachgehen. Ihnen will Tourmanager und Fotograf Lutz Adorf, der das Projekt in Aachen initiiert hat, ein Gesicht geben.
Ende Dezember startete er zunächst eine Instagram-Seite und bot einigen Kulturschaffenden an, an einem kostenlosen Shooting teilzunehmen. Mittlerweile kann man sich auch über die Website von „Kulturgesichter Aachen“ zum Fototermin anmelden. Das kommt gut an: An den ersten vier Shooting-Tagen Anfang Januar hatte Adorf bereits 60 Menschen vor der Linse, darunter Tänzer, Musiker, freischaffende Künstler, Digital Creator, Stage Manager und Schauspieler. Ende Januar sind weitere Shootings geplant.
Die entstandenen Plakate sollen zukünftig in der Stadt, zum Beispiel in den Schaufenstern geschlossener Kulturstätten, gezeigt werden. Ziel der Aktion ist es, den Kulturschaffenden Sichtbarkeit zu verschaffen und eine Diskussion über die aktuelle Situation in der Branche anzustoßen. Aufmerksam zu machen, darauf, dass viele Akteure in der Kultur nach wie vor leiden. Unter Existenzängsten, unter der unübersichtlichen Lage bei den Soforthilfen, und auch darunter, dass es aktuell kaum Möglichkeiten gibt, kreativ zu sein. „Hilfe zur Selbsthilfe“ nennt Initiator Lutz Adorf das.
Er will den Menschen außerdem klarmachen, dass die Leere, die viele derzeit spüren, auch auf das Fehlen von kulturellen Angeboten zurückzuführen ist. Denn, so Adorf, „Wenn man am Samstagmorgen mit gebrochener Nase aus dem Nox stolpert, ist das im Grunde genommen genauso Kultur wie eine Matinée im Theater.“ Adorf betont jedoch auch, dass keiner die Absicht hat, den Shutdown an sich zu kritisieren. Er und alle Teilnehmer sind sich einig, dass die Beschränkungen richtig sind. Trotzdem ist es wichtig, ein Zeichen zu setzen. Und zu sagen: „Wir sind noch da und wir brauchen dringend verlässliche Unterstützung“. \ lib
Website Kulturgesichter Aachen
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