Susanne Jung spricht mit Begeisterung von ihrer Solaranlage: „Sie ist zwar nach Nord-Westen ausgerichtet, aber der Stromertrag ist trotzdem gut“, erzählt die Geschäftsführerin des Solarenergie-Fördervereins, der sich seit 1986 für die Nutzung erneuerbarer Energien einsetzt. „Ich freue mich, dass ich damit mein E-Auto aufladen kann.“
Die Module sind auf dem Dach ihres Wohnhauses angebracht. Ein Grund, warum diese Form der Energiegewinnung sinnvoll ist: Die Anlagen finden überall Platz, sowohl in Städten als auch auf freien Feldern. Wenn Susanne Jung durch Aachen geht, könnte es für ihren Geschmack noch ein paar mehr bedeckte Dächer geben. „Ich sehe überall freie Sonnendächer, das ist bedauerlich.“
Bis zu 1.000 Euro Förderung
Sie weiß aber auch: Seit 2010 haben sich die Rahmenbedingungen verschlechtert. Es habe einige Jahre lang einen Solarenergie-Boom gegeben, doch seitdem sei die Vergütung gesunken. Umso glücklicher ist sie über die Solarförderung, die es in der Stadt Aachen gibt. „Darüber erhalten Interessierte bis zu 1.000 Euro an Fördergeldern.“ Trotzdem müssten für eine Ein-Kilowatt-Anlage, die etwa sechs bis acht Quadratmeter Fläche einnimmt, immer noch 1.500 bis 2.000 Euro eingeplant werden.
Laut Jung lohne sich der einmalige finanzielle Aufwand jedoch: „Die Anlagen sind robust, sie halten mehr als 20 Jahre. Außerdem können damit alle Geräte mit Strom versorgt werden.“ In einem Erfahrungsbericht, der auf der Homepage des Solarenergie-Fördervereins einsehbar ist, schreibt Autor Ralf Ruszynski etwa davon, dass er nun 95 Prozent der Energiekosten wegen seiner „privaten Energiewende“ einspart. Die hat er unter anderem mithilfe von Solaranlagen, eines E-Autos und einer Wärmepumpe vollzogen.
So viele Möglichkeiten es für den privaten Bereich gibt – so sehr betont Susanne Jung, dass das Thema Energiewende auf politischer Ebene lange nicht durch ist. „Gerade Windenergie ist in Aachen ein wichtiges Thema“, sagt sie. Was ihr Sorgen macht: Der Mindestabstand zwischen Windrädern und Wohngebieten, der in NRW nun auf 1.000 Meter festgeschrieben werden soll. „Das ist furchtbar für den Klimaschutz.“
Sie weist jedoch gleichzeitig darauf hin, dass in einer Stadt wie Aachen „richtig Großes“ bewegt werden kann. So hat ihr in Aachen ansässiger, aber deutschlandweit tätiger Verein etwa 2018 zusammen mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und einigen Einzelklägern die erste Klimaklage eingereicht. Vor einigen Wochen wurde sie schließlich vom Bundesverfassungsgericht für teilweise begründet erklärt. Eine konkrete Veränderung, die sich Susanne Jung durch das Urteil erhofft: dass die Abstandsregelung für Windräder in NRW doch nicht in Kraft tritt.?\ svs
Website Solarenergie-Förderverein
Website Verbraucherzentrale NRW - Aachen
WEITEREMPFEHLEN