Auf der Streichliste steht auch die Reformschule am Kronenberg – obwohl hier ein neues Konzept seit einem Jahr für steigende Schülerzahlen sorgt. Ein Interview mit Schulleiterin Helga Pennartz.
Wie darf man sich das Konzept der Sekundarschule vorstellen?
In NRW ist das Konzept der Sekundarschule noch relativ unbekannt. In der 6. Klasse starten wir mit der zweiten Fremdsprache und die Klassen 5-8 muss kein Kind wiederholen. Wir konzentrieren uns auf die individuelle Förderung, so dass alle Schüler zum bestmöglichen Abschluss geführt werden. Dies schließt auch Praktika mit ein. Ein Drittel erreicht die Qualifikation für die Oberstufe.
Welche sozialpädagogischen Mittel schließt das Konzept ein?
Die Basis ist gegenseitiger Respekt. Das beginnt schon mit der morgendlichen Begrüßung oder unserem Frühstücksangebot vor dem Unterricht. Es gibt Sozialpädagogen vor Ort, eine Berufsberatung und für die emotional-sozialen Entwicklung haben wir einen Schulhund aufgenommen. Beim Thema Migration wollen wir, dass andere Kulturen im positiven Sinne wahrgenommen werden. Daher legen wir besonders viel Wert auf das Sprachangebot. Neben Russisch und Türkisch bieten wir Deutsch als Zweitsprache an.
Haben sich die sinkenden Schülerzahlen in Aachen auch am Kronenberg bemerkbar gemacht?
Seit der Namensänderung steigen bei uns die Schülerzahlen. Wir sind keine reine Hauptschule mehr. Hauptschulen sind bei vielen Eltern eher unerwünscht, doch mit dem Konzept der Sekundarschule haben wir Erfolge erzielt. Für das Schuljahr 09/10 wurden 238 Schüler prognostiziert, wir erreichten eine Schülerzahl von 264 und im 2.Halbjahr 298.
Trotzdem sieht das Schuldezernat die David-Hansemann-Realschule als vierte Gesamtschule und fordert, im Zuge dessen, eine Schließung am Kronenberg?
Zeit ist ein wesentlicher Faktor. Ein Jahr ist zu kurz, um eine frische Schulform in einem altbekannten Gebäude publik zu machen. Die Entscheidung, eine Schule zu schließen und ein so junges Konzept nicht ausreifen zu lassen, sollte mit Weitsicht gefällt werden und das kann wohl kaum innerhalb von so kurzer Zeit geschehen. Entscheidend ist auch, dass man sich an den Anmeldezahlen der 5. Klasse orientiert. Dabei ist gerade der Zulauf während der ersten Schuljahre enorm. Die vierte Gesamtschule soll in die Innenstadt. Allerdings glauben wir, dass unser Schulgelände um einiges ausbaufähiger ist.
Spricht demnach allein schon die Lage Ihrer Schule gegen eine Schließung?
Ja, im Westen Aachens gäbe es dann neben Gymnasien keine weiterführenden Schulen. Das wäre auch für Familien, die an der Grenze wohnen ungünstig. Die Zahlen besagen, dass eine weitere Schule nötig ist. Ich, das Kollegium und viele Eltern glauben an das Konzept und geben nicht auf.
Text und Foto: Sabine Hausmann
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