Auf dem Marktplatz der Liebe ist Zirkusdirektor Baptista (Bernhard Schnepf) Pragmatiker mit Kalkül. Bevor er seiner viel umworbenen jüngsten Tochter erlaubt zu heiraten, soll zuerst die Älteste (Rebecca Selle) an einen lukrativen Ehegatten gebunden werden. Allein, Katharina ist nicht nur wegen ihrer Akrobatik im Bauchtanz eine Attraktion. Als Frau mit Bart spielt sie die Zirkusfreakin, der nicht nur Stoppeln, sondern auch Krallen wachsen, sobald man ihr aufrührerisches Gemüt versucht in die klassische Frauenrolle zu zwängen.

Über diesem irdischen Treiben wetten Teufel (Mike Kühne) und Engel (Michelle Bray) über das Schicksal der Familienbande, nicht ohne selbst als Clown und Seiltänzerin den Zirkus zu infiltrieren, um den Ausgang des Geschehens zu ihren Gunsten manipulieren zu können …

Sommer, Burg, Shakespeare. Diese drei Worte gehören schon seit Jahren zum Repertoire des Das Da Theaters, ohne dass dies zwangsläufig immer eine Einheit bedeutete. Obwohl sich die Inszenierung von Tom Hirtz auch dieses Jahr viele Freiheiten nimmt, ist „der Widerspenstigen Zähmung“ im besten Sinne altmodisch geraten. Durch die Entscheidung, die Handlung innerhalb einer Zirkusgesellschaft spielen zu lassen, bekommt der Zuschauer obendrein einen echten Mehrwert. Zwar zeichnet sich der Zirkus vorwiegend durch falsche Muskelprotze und Dompteure mit schlaffer Peitsche aus, doch sorgen selbst sabotierte und missglückte Einlagen für Szenenapplaus. Die zersägte Jungfrau muss schließlich als Zaubertrick misslingen, wenn sich im zeitgenössischen Publikum dafür keine virgo intacta mehr finden lässt.

Die Inszenierung des Das Da Theater ist mal scharfzüngig mal derb, aber immer launig. Auch das kann altmodisch sein, zumindest beim Schocker Shakespeare. Der bleibt auch heute noch so frivol, dass man auch ohne den popkulturellen Gegenwartsbezug in Form von Conchita Wurst hätte auskommen können. Sei es drum. Menschen, Menschen in Tierkostümen, Sensationen! Oder etwas weniger marktschreierisch: Eine der gelungensten Shakespeare-Inszenierungen auf Burg Frankenberg in den letzten Jahren. \ tg

bis 27.7.
„Der Widerspestigen Zähmung“
täglich außer montags
21 Uhr, Innenhof,  Burg Frankenberg
www.dasda.de