Die Bühne leicht abgeschrägt, der Boden belegt mit braunen Holzplanken. „Das Leben ist schön“, soll der erste Satz an diesem Theaterabend sein. Robin Meisner als Johannes Pinneberg betritt in weißer Feinrippunterwäsche die Bühne und nimmt sie ab Moment eins für sich ein. Neben seinen Kollegen Marie Bauer und Thomas Gruber legt er über 90 Minuten ein Spiel hin, dass alle Facetten zeigt: Liebe, Glück, Trauer und Wut. Doch es beginnt gemächlich, freundlich, aufgeräumt. Der Zuschauer wird in die Geschichte eingeführt, lernt die Protagonisten kennen. Pinneberg und seine Frau Emma, genannt Lämmchen, heiraten, suchen eine Wohnung, erwarten ein Kind, sind unglaublich glücklich, leiden allerdings unter chronischem Geldmangel. 180 Mark Verdienst, abzüglich 80 Mark Miete, dann noch die Versicherungen mit fünf bis acht Mark und Lebensmittelkosten von 70 Mark. Da bleibt nicht mehr viel übrig zum Leben. Und Leben von Luft und Liebe, wird sich herausstellen, war auch in den 30er Jahren schon nicht möglich. Und der Fall, auch wenn man alles richtig, wenn auch etwas lethargisch angeht, endet tiefer als gedacht.
Mit der Abwärtsspirale der Geschichte, verändert sich auch die Bühne. Der Boden wird immer weiter geöffnet, Koffer stapeln sich, Mäntel und Hüte fliegen umher. Jonas Gruber, der Vater, Arbeitgeber, Vermieter und Kumpel spielt, wirft sich Lederjacke und Trenchcoat über, tauscht Fliegerbrille gegen Bierflasche. Landet letztlich nackig in einer Art Dampfbad. Inmitten dessen Lämmchen (Marie Bauer), die immer das Positive zu sehen versucht. „Ich bin ein Garnichts!“, wird es am Ende heißen. Dabei habt das junge Ehepaar eigentlich nichts falsch gemacht. Oder?\ Kira Wirtz
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