Im Foyer gibt es bereits kleine Schokotäfelchen zum Einstimmen. Passend zum Inhalt des Stücks hat sich das Grenzlandtheater Expertenhilfe bei der Firma Lindt geholt, die nicht nur die Zuschauer mit feiner Schokolade in Stimmung bringen. Im Theaterraum selbst ist das Bühnenbild ein einziges, wunderbar detailverliebtes Schokoladenhaus mit deckenhohen Regalen und schön dekorierten Schaufenstern samt Pralinentorte. Französisch klingende Musik beginnt, der Schoko-Koch Henri Ledoux (Martin Molitor) sortiert tänzelnd hier und da noch ein paar Pralinchen um und schon ist man drin in der tragisch-komischen Geschichte um den Chocolatier, der seinen Geschmackssinn für Schokolade verloren hat, nachdem ihn seine Frau verließ. Und prompt schmecken seine Schoko-Bonbons nicht mehr, die Kundschaft bleibt aus und die Kosten laufen weiter. Ein Desaster für den unruhigen Koch. Nachdem auch keine Pille helfen will, hat sein Arzt, Dr. Margaux (wunderbar spießig und teils unverschämt chauvinistisch, gespielt von Wolfgang Mondon) schließlich eine Idee: Nur eine neue Liebe kann das gebrochene Schokoladenherz von Henri heilen, und vielleicht kehrt dann ja auch sein Geschmackssinn zurück. Nach mehreren Schnäpschen schaltet er ohne Henris Wissen eine Kontaktanzeige. Auf eben diese Idee ist auch Henri gekommen. Allerdings nicht, um eine neue Lebenspartnerin zu finden, sondern eine neue Verkäuferin. Ab hier starrtet das Verwirrspiel mit viel Witz und ordentlich Gelächter, wenn Cythia Thurat von einer Frauenrolle in die nächste springt und der gutmütige Schoko-Fachmann sich nicht gerade als Frauenversteher erweist. In feinster „Ladykracher“-Manier stellt sie vollkommen überspitzt Pseudotypen dar: die frustrierte Schüchterne, die esoterisch Weltumarmende, das dümmliche Landei. Das Publikum würdigt die Leistung mit Szenenapplaus. Der Doktor indessen trinkt sich auf die liebeswütigen Ladys, die vom Verkauf kaum Ahnung haben, besser noch ein alkoholisches Kaltgetränk, statt schlimmere Verwicklungen zu verhindern, und Henri geht bei der Domina Tatjana, die versucht, mit Lederrock und Peitsche seinen Laden zu stürmen, ein Licht auf, dass sie sich nicht auf seine Anzeige als Verkäuferin beworben haben könnte. Pointiert und mit viel Wortwitz treiben die Darsteller das Stück voran, nach der Pause ist dann auch der Klamauk vorbei und die Schenkelklopfer machen dem Schmunzeln Platz. \ Kira Wirtz
1.-10.9.
„Ein Herz aus Schokolade“
20 Uhr, Grenzlandtheater
ab 12.9.
„Ein Herz aus Schokolade“
20 Uhr, diverse Orte
Homepage Grenzlandtheater Aachen
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