Die Inszenierung übernimmt Clara Hinterberger, dirigieren wird Herbert Görtz. Im Vorgespräch erklären sie, warum ein solches Projekt für die Hochschule, aber auch für das Theater immense Wichtigkeit hat und warum die Zusammenarbeit zwischen der jungen Regisseurin und dem Dirigenten und langjährigen Dekan ein intensiver Austausch mit Substanz war. „Ombra Felice“, ein Pasticcio, sprich eine lose Zusammensetzung, aus Arien, Ensembles und Szenen von Wolfgang Amadeus Mozart wurde 1994 bei den Salzburger Festspielen von Heinz Holliger und Karl-Ernst Herrmann aufgeführt. Diese Vorlage war die Basis für Hinterbergers Inszenierung, die wie eine Collage aufgebaut sein wird, um die Arien Mozarts miteinander zu verbinden. Das alles umfassende Grundthema ist – wie auch bei den meisten Arien – die Liebe. Und zwar in all ihren Facetten: Abschied von und Einsamkeit durch den Verlust der Liebe und das Tabu, darüber zu sprechen. „Es wird ein Abend werden, der die Liebe im Blick hat und ein Porträt der Menschen sein, die auf der Suche nach Frieden für sich alleine und in der Gemeinschaft sind. Es ist die Suche nach jeglicher Form von Liebe, auch und gerade der im gemeinschaftlichen Miteinander“, erläutert Hinterberger ihren Ansatz. „Es wird wie ein abendlicher Blick durch das Fenster in beleuchtete Wohnungen.“ Unterstützt wird das durch das städtische Bühnenbild von Loriana Casagrande, in das jeder Darsteller mit seiner Arie und dem Kostümbild von Marie Harneit eingebettet wird. Die Liebesmodelle, die gezeigt werden, sind vielfältig: Da wird es eine Witwe geben, und eine Dreierbeziehungen, den Single und Verlassenen: Jede Arie steht für sich, es entstehen viele kleine Miniszenen, die mit viel filigraner Vorarbeit durch eine städtische Soundcollage verbunden werden. Die Arien rufen allerlei Emotionen hervor, der Zuschauer kann eine nach der anderen miterleben, wie ein Voyeur.
Herbert Görtz, für den es seine letzte Produktion mit der Hochschule sein wird, ist begeistert, dass seine Studierenden mit dem Pasticcio aus dem Vollen schöpfen können. „Ich nenne die Stücke Bravourarien. Für Sänger und Musiker sind die Stücke wunderbare Herausforderungen. Zwar könnte es sein, dass die Musik dem Publikum zu 95 Prozent nicht bekannt ist, aber die Qualität ist nicht schlechter als bei der Zauberflöte oder dem Figaro“, erklärt er. Und er muss es wissen. Seit 1978 dirigiert er, seit 1993 begleitet er die Aachener und Kölner Absolventen der Musikhochschule bei ihrer Abschlussproduktion. Seit mehr als 20 Jahren besteht die Kooperation zwischen dem Theater Aachen und der Hochschule für Musik und Tanz Köln mit ihren Standorten Aachen, Köln und Wuppertal. Der zentrale Pfeiler dieser Kooperation ist die Opernproduktion, die jeweils am Ende der Spielzeit mit Gesangsstudenten und dem Orchester der Musikhochschule am Theater Aachen erarbeitet wird.
„In diesem Jahr spielen wir nicht eine Oper, wie sonst meistens, sondern so gesehen zwölf Stück, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben, aber von der Regisseurin wunderbar zusammengebracht werden.“ Es sei eine substantielle Zusammenarbeit zwischen beiden gewesen, um das Maximum aus den Studierenden herauszuholen und das Musiktheater neu zu denken. „Die Stücke sind alle am oberen Level, die zehn Darsteller und knapp 25 Musiker arbeiten intensiv an ihnen. Aber durch diese Produktion auch erstmals gemeinsam.“ Der interdisziplinäre Aspekt ist auch für Hinterberger wichtig. Fast poetisch setzt sie sich mit den Formen der Liebe auseinander und verbindet das große Oberthema mit den einzelnen Stücken zu einem neuen Ganzen. Und das in einer solchen Inszenierung mit jungen Menschen in Aachen am Theater Aachen zu zeigen, sei eine unglaubliche Chance. Dass die Studierenden die Infrastruktur des Theaters nutzen können, sei ebenfalls keine Selbstverständlichkeit. „Die Kooperation innerhalb des Nachwuchsförderprogramms ist enorm wichtig für die Studenten, um herauszufinden, ob es nach dem Abschluss wirklich auf die Bühne geht“, erklärt Görtz, der mit seinem Amtsantritt 1993 dieses Projekt begleitet. „Es gibt so viele Städte, wo man Theater mit Hochschule verbinden könnte, aber es klappt nicht. Ganz einfach aus dem Grund, weil der eine nicht mit dem anderen redet.“ Zum Glück ist das in Aachen nicht der Fall und die Kooperation läuft beständig weiter. Sechs Wochen wird jetzt geprobt, dann geht es für die Vielleicht-Stars von morgen auf die Bühne und in den Orchestergraben. Um sich zu beweisen und zu zeigen, dass sich Musiktheater entwickelt. Viel Erfolg! \⇥kw
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